Hotelzimmer in MAKU
"klein aber fein"
Treffen mit einem Radler 
aus Peking (will nach Paris)
Pause im Iran

11. November 2004   -  6. Dezember 2004

Iran
Iran, ein für uns noch völlig fremdes Land. Die erste Stadt hinter der Grenze ist MAKU. Ein suchender Blick reicht aus, um wildes Hupen der Autofahrer zu provozieren. Alle zeigten auf die weiterführende Hauptstraße. Tatsächlich besteht die Stadt nur aus einer sehr langen Reihe von Häusern an der Straße. 
Als erstes tauschten wir die 60 Euro auf einer kleinen Bank, die uns auch noch einen verdammt bescheidenen Kurs berechnete. Dagegen fanden wir ein günstiges Hotel (4,50 Euro) mit einem schönen Zimmer.
Um neue Eindrücke vom Iran zu erhaschen, schauten wir aus dem Hotelfenster auf das Straßentreiben. Auffällig wenig Frauen waren zu sehen. Die übrigen waren meist tief verschleiert. Des weiteren bestand der Straßenverkehr aus einem für uns unbekannten weißen Auto. Es war der PAYKAN. Ein altes britisches Modell aus den Sechzigern, das hier immer noch produziert wird.
Um 7:00 Uhr klingelten wir den Hotelier aus dem Bett, bekamen unsere Pässe wieder und wagten uns auf den iranischen Asphalt. Der Straßenbelag war übrigens stets in einem sehr guten Zustand. Nach 20 km trafen wir auf einen chinesischen Radler, von dem uns bereits der deutsche Motorradfahrer berichtete. Er war in Peking gestartet und hatte bereits 11.000 Kilometer auf dem Tacho. Auch er erzählte nur positives vom Iran. Wir warnten ihn vor den angriffslustigen Hunde in der Türkei. Nach einem Abschlussphoto wünschten wir ihm einen guten Weg nach Paris.
Wir kamen mit 21 km/h sehr gut voran und legten in einem türkischen LKW – Lokal eine Rast ein. Die Gier auf Fleisch überkam uns und wir bestellten einen Kebab Fleischspieß. Leider war dieser sehr dunkel bzw. schwarz angebraten. Kaum genießbar. Um halb fünf war der Tag schon wieder fast beendet. Es wurde dunkel und wir campten hinter einem Sandhügel an der Straße.

Es war weiterhin kalt. Bei 4°C fuhren wir mit Mütze und Handschuhe. In TABRIZ wollten wir unbedingt unser Geldproblem lösen. Vorerst mussten wir das Zentrum unbeschädigt erreichen. Der Autoverkehr in der Stadt erwies sich als sehr gefährlich, besonders für ungeschützte Radfahrer. Insbesondere die Straßeneinbieger fuhren ohne Rücksicht auf Verluste auf die Straße. Sie reagierten nur auf Hupen. Nach dem Motto: „Kein Hupen = Straße frei“. 
Thomas lag auf der harten Matratze im Hotel und bekam die Bohnen mit Tomatensauce nicht herunter. Der seltene Fall von Appetitlosigkeit konnte nur eine Erkrankung bedeuten. Er hatte leichtes Fieber.
Am Morgen wollte ich zur größten Bank im Iran, der „Melli Bank“. Auf der Straße vor dem Hotel waren überall Männer mit Teppichen unterm Arm zu sehen. Sie rollten sie auf der Straße aus und beteten Richtung Mekka. Das Ende der Fastenzeit war doch erst morgen. Die Bank war zu. Feiertag! 
„Is it possible to get a cash advance on MASTERCARD?“ Der Bankangestellte schaute mich verdutzt an. Ich zeigte meine Kreditkarte und er schüttelte mit dem Kopf. „In TEHERAN?“, fragte ich. Leichtes Kopfnicken. Auch in anderen Banken war nichts zu machen, alle zeigten auf die „Melli Bank“. Vor der Reise schauten wir nur in den zwei Jahre alten „Lonely Planet“. Zu dieser Zeit war Barauszahlung mit der Kreditkarte kein Problem.




Hotelzimmer in Qom
Moschee in Qom
Nachtlager vor Teheran


TEHERAN wollten wir eigentlich umfahren. Es waren noch 600 km bis zur Zentralbank der Hauptstadt. Trotz Thomas gesundheitlicher Probleme mussten wir weiter. Nach 140 km zelteten wir an einem Fluss und kochten Spaghetti. Nach elf Stunden im Zelt standen wir auf und staunten nicht schlecht, unser Zelt war weiß. Es war komplett mit Eis bedeckt. Nach einem Kilometer klapperte mein Hinterrad. Ein Nagel steckte komplett im Reifen. Ich zog ihn heraus und die Luft gleich mit. Die Autoabgase der alten Autos nervten heute irgendwie besonders stark. Besonders am Berg war es unerträglich. Dort pusteten wir am meisten, während die LKWs uns die Abgase entgegen bliesen.
Die Nacht im Zelt war kalt. Morgens fing es auch noch an zu regnen. So langsam war bei uns die Moral am Ende. Wir hatten kaum noch Geld, Thomas war weiterhin krank und jetzt noch der kalte Regen. Auf dem Weg nach ZANJAN, 320 km vor TEHERAN, träumten wir vermehrt, in einem trockenen, warmen Bus zu sitzen und wie im Flug Teheran erreichen. Diesen Gedanken bekamen wir nicht mehr aus dem Kopf. In ZANJAN angekommen versicherte man uns in TEHERAN Bargeld zu bekommen. 
Wir fuhren zum Busterminal der Stadt. Nach nur fünf Minuten lagen unsere Fahrräder samt Gepäck in den großen Gepäckfächern des Busses. Für nur sieben Euro konnten wir einsteigen und fuhren nach zehn Minuten ab. Wie im Traum verfolgten wir die Kilometerschilder auf der Autobahn.  320 km in dreieinhalb Stunden! Wahnsinn!
m Dunkeln suchten wir in TEHERAN ein Hotel. Das günstigste Hotel kostete 15 Euro, eigentlich viel zu viel. Aber wir hatten gute Hoffnung Morgen Geld zu bekommen.
Vor mir stand das riesige Gebäude der „Melli Bank“. Innen stand ich vor 20 Schaltern. Schalter 12 gab mir schließlich die erschütternde Auskunft, dass im ganzen Iran keine Kreditkarten angenommen werden. Das Geld müsste aus Deutschland überwiesen werden, das dauert zwei Tage. Ich hätte platzen können und am liebsten dieses verdammt große Bankgebäude in Schutt und Asche gelegt. Aber man ist ja ein zivilisierter Mensch.
Zurück im Hotel trafen wir einen jungen Mann aus Norwegen, der sehr iranisch aussah. Er bot seine Hilfe an. Er kennt jemand in München. Unser Vater könnte ihm Geld überweisen und der Norweger gibt uns sein Bargeld, während er wiederum das Geld aus München von seinem Freund bekäme. Etwas kompliziert vielleicht. Wir gingen mit ihm nochmals zu mehreren Banken und er erklärte den Angestellten auf Farsi unsere Situation. Keine Chance.
Glücklicherweise befindet sich in Hamburg die Filiale der „Melli Bank“. Wir riefen unseren Vater an und erklärten ihm alles. Anschließend mussten wir das teure Hotel verlassen und kamen in einem Hotel für 8 Euro pro Nacht unter. Morgen war auch noch Freitag. Feiertag, alles ist zu. Wir hatten noch 20.000 Rial. Leider waren das nur noch zwei Euro. 



Handbemalte Kacheln in Esfahan

Mit vollgepackten Taschen verließen wir das Hotel und fuhren morgens zur Bank. Doch das Geld war noch nicht da, wir sollen um Zwölf wiederkommen.
DIE ÜBERWEISUNG IST DA! Nur die Formalitäten mussten noch erledigt werden. Leider gab unser Vater beide Namen von uns an. Nachdem ich alles unterschrieben hatte und meine Fingerabdrücke hinterließ, war Thomas an der Reihe. Er stand aber draußen und bewachte die Fahrräder. Während ich raus ging, ging er hinein. Dieses Spiel wiederholte sich noch mehrmals. Besonders lustig fanden es die Bankangestellten und meinten, dass ich doch nur meinen schwarzen Pullover durch einen weißen ersetzt hätte. Es muss wirklich komisch ausgesehen haben. Zweieinhalb Stunden später hatten wir vier große Bündel mit je 100 Scheinen in der Hand. Unglaublich aber wahr.
In dem Hotel in QOM waren noch zwei weitere Familien untergebracht, die Abends in der dazugehörigen Küche kochten. Als die jungen Frauen uns bereits aus dem Augenwinkel erblickten, zuckten sie zusammen und zupften ganz schnell ihr Kopftuch nach vorne und schauten weg. Solche Reaktionen waren uns bisher fremd gewesen. 
Endlich konnten wir wieder sorglos das Fahrrad fahren genießen. Nach heißem Pulver – Kaffe und Brot mit Marmelade und Honig genossen wir die wärmende Sonne. Über KASHAN fuhren wir nach NATANZ. 40 km hinter KASAHN vielen uns Flugabwehrgeschütze auf, die alle besetz waren. Es folgte ein Geschütz nach dem anderen. Sie schützen offenbar ein Gebäude vor den Bergen. Am Haupteingang kam ein Auto zu uns und hielt uns an. Er fragte, ob wir einen Fotoapparat dabei hätten. Wir fragten, warum er das wissen wollte. Er zeigte auf unsere Lenkertasche und er befahl sie zu öffnen. Widerwillig taten wir es und er fand das verdächtige Objekt. Er schaute sich den Fotoapparat haargenau an und meinte, dass wir das Gebäude fotografiert hätten. NO! NO! NO! Haben wir nicht. Aber er glaubte uns nicht. Schließlich setzten wir uns durch und der Mann begleitete uns im Schritttempo aus dem Gebiet. 

Ein paar Kilometer weiter hielt uns ein weiterer Mann auf einem Mofa an, wir sollten zum Militärposten zurück kommen. Wir weigerten uns, zumal wir soeben eine kurze Abfahrt zurückgelegt hatten. Die sollen zu uns kommen, erklärten wir. Diesmal gaben wir nach und fuhren zurück. 
Ein Mann gab uns die Hand und wir zeigten ihm unsere Pässe. Er meinte: „Alman, very good!“. Er fragte, wie wir den Iran finden. Ich zögerte und sagte nur “Ok“, weil wir mächtig sauer über diese Aktion waren. Er schaute doch etwas irritiert und ließ uns fahren. Wie vermutet handelte es sich hier um eine Atom – Forschungsanlage. Aber warum bauen sie diese direkt an einer öffentlichen Straße. 


Esfahan

Der einzige Weg nach ESFAHAN führte über eine Nebenstraße. Nach 5 km überholte uns ein Mofafahrer und kehrte wieder um. Ganz langsam folgte er uns. Nach zwei Kilometern hatte ich seinen Gestank und Geknatter satt und fragte was das soll. Er fragte woher wir kommen und setzte sich wieder an unser Hinterrad. Dann gab er unerwartet Vollgas und zog meinen blauen Lieblingspullover vom Gepäck. Thomas und ich schrien hinterher und versuchten einen folgenden Autofahrer hinterher zu schicken. Zu spät!
Wir waren geschockt und richtig sauer. Fünf Kilometer weiter suchten wir einen Schlafplatz in den Hügeln neben der Straße. Was für ein Tag!
Ein Paar aus München mit einem gelben Kleinbus hielt und sprach uns an. Sie hatten uns bereits zwei mal gesehen und wollten ebenfalls nach Indien, allerdings über Pakistan. Wir fragten, welche Erfahrungen sie als blonde Frau gemacht hat. Sie meinte, dass sie sich mit einem Kopftuch und ihrem Freund an der Seite hier sehr wohl fühlt. 
Dreißig Kilometer vor ESFAHAN urplötzlich Sturm. Der Müll von der Straßenseite flog uns um die Ohren und wir stemmten uns gegen den Wind, um nicht auf die Fahrbahn zu gelangen. Für die letzten 30 km benötigten wir nun über drei Stunden und wir mussten unsere Notration aus fast ungenießbaren Keksen herauskramen. 



Moschee in Esfahan
 Treffen mit dem Deutschlehrer 
Lichtstrahlen in der Moschee


In ESFAHAN wollten wir nach den ersten zwei sehr anstrengenden Wochen erholen und die positiven Seiten des Irans entdecken. ESFAHAN ist für die meisten Menschen die schönste Stadt des Irans. In der Tat gibt es vieles zu sehen. Z.B. die Emam – Moschee, Freitagsmoschee, der alte Basar und natürlich der EMAM KHOMENI PLATZ. Dort fand derzeit eine Veranstaltung statt. Der ganze Platz war mit verschleierten Frauen gefüllt. Wir wurden angewiesen keine Fotos zu machen. Eine Frau mit Tonbandgerät kam auf uns zu und wollte wissen was wir über das Festival denken. Wir sagten, dass wir nichts über das Fest wüssten. Sie hakte nach und wollte wissen was wir gaaanz tief in unseren Herzen fühlen. Wir wiederholten uns. Wie in Trance stand sie vor uns und wiederholte immer wieder: “Deep in your heart. What do you feel?“ Wir drehten uns um und gingen.

Besonders in ESFAHAN erregen Ausländer hohe Aufmerksamkeit. Manchmal doch etwas zu viel des Guten. Insbesondere die Studenten zeigen sehr großes Interesse zu haben mit Europäern in Kontakt zu treten. Auf der Straße hatten wir kaum Ruhe die Stadt zu genießen.  





Zwei Studenten sprachen uns an und wollten uns auf unserem Weg durch die Stadt begleiten. Sie beabsichtigten ihr Englisch aufzubessern und etwas über Deutschland zu erfahren. Zwei Stunden lang unterhielten wir uns. Beliebte Fragen waren: Was kostet ein Mercedes? Welche Universität? Ein beliebtes Thema ist auch Fußball. Sie wollten unbedingt, dass wir morgen mit in den Französischunterricht kommen. Wir tauschten noch unsere Französischkenntnisse aus und verabschiedeten uns. Keine zwei Minuten später sprach uns bereits die nächste Gruppe an. Vielleicht nett gemeint, aber uns waren sie zu aufdringlich.

Am folgenden Tag sprach uns ein iranischer Lehrer an, der Deutsch sprach. Er wollte uns weismachen nur aus deutschsprachigen Büchern deutsch gelernt zu haben. Sagenhaft! Er zeigte uns den historischen Basar. Unter anderem die Herstellung der bemalten Kacheln, Gewürzmühlen und eine Fabrik mit Tüchern. Natürlich nicht ohne etwas zu kaufen. Zur Verabschiedung wollte er unsere Adresse in Deutschland haben. Aber das lehnten wir sofort ab. Eine deutsche Anschrift ist im Iran heiß begehrt. Besonders um ein deutsches Visum zu bekommen. Etwas betrübt gab er uns die Hand.
Auf dem Weg ins Hotel standen wir vor allem bei jungen Leuten im Mittelpunkt. Unsere blonden sonnengefärbten Strähnen und unsere Bärte faszinierten sie. Vergleiche mit Beckham hörten wir des öfteren. Das unsere Haare vollkommen natürlich sind, glaubte uns keiner. 

Innenhof der Emam Moschee

Zurück auf der Straße nach NA’IN hielt ein kleiner Wagen am Straßenrand und winkte uns zu sich. Ein Mann saß mit seinem Sohn in einem kleinen Kia und fragte woher wir kommen. Wir sagten: “Alman!“ Daraufhin wollte er uns in seinem Auto mitnehmen und die Fahrräder einladen. Wir fragten, warum er das tun will. Übrigens hätten die Fahrräder samt Gepäck auch nicht annährend hineingepasst. Dann sagte er endlich was er in Wirklichkeit wollte. Auf einem Zettel schrieb er GERMANY, ADRESS. Tatsächlich sollten wir unsere Adresse herausgeben. Wir lehnten auch hier ab. 
Ein paar Kilometer weiter blickte uns eine freundlich strahlende Familie aus ihrem Auto heraus an und reichte uns während der Fahrt ein Brot. Wir bedankten uns und verabschiedeten uns mit gegenseitigem Hupen. Von einer langweiligen Fahrt durch den Iran kann man wirklich nicht sprechen. Jeden Tag passiert etwas neues.
Das Hotel in NA’IN wurde von einem alten Mann geführt. Es war sehr herunter gekommen und hatte keine Dusche. Trotzdem ließ er sich eine Parkgebühr (ein Euro) für unsere Fahrräder in seiner Garage nicht entgehen. Er zeigte sich eisern, wenn ihr nicht bezahlt könnt ihr draußen übernachten. Wir hatten verstanden.
Im nächsten Ort ARDAKAN kamen wir dagegen nur in einem Touristenhotel der staatlichen ITTC – Gruppe unter. Für satte 18 Euro bekamen wir aber das beste Zimmer seit langem. Eigenes Badezimmer, warmes Wasser und sogar den TV – Sender der Deutschen Welle konnten wir empfangen. 
SANDSTURM! Der Horizont färbte sich mit rötlichem Sand. Wir hatten aber unglaubliches Glück. RÜCKENWIND! Mit 28 km die Stunde rasten wir mit dem Sand nach YA’ZD. In die andere Richtung hätten wir keine Chance gehabt.



Blick über Yazd
Yazd, 
typisch die Windtürme

Die Wüstenstadt YA’ZD ist sehr interessant und zählt zu den ältesten Städten der Welt. Am bekanntesten sind die alten Lehmhäuser der Altstadt mit ihren Windtürmen. Die Windtürme sollen an heißen Tagen kühle Luft in die Wohnräume leiten. Ebenfalls sehr sehenswert ist die Freitagsmoschee der Stadt. 
Da unsere Visa bald abliefen und wir wenig geneigt waren uns der Verlängerungsprozedur zu unterziehen, mussten wir wieder auf den Bus zurückgreifen. Diesmal war nur alles viel komplizierter. Am Busbahnhof stand kein Bus nach SHIRAZ. Ein englischer Tourist hatte bereits ein Ticket für einen sehr alten Mercedes – Bus, nur dort passten unsere Räder nicht hinein. Ein Mann am Ticket – Schalter war sehr hilfsbereit und erkannte unser Problem. Er tauschte das Ticket und schlug uns einen neuen Volvo – Bus vor. Platz drei und vier, das bedeutete die erste Reihe. Vermutlich gut gemeint, aber uns war nicht sehr wohl dabei. Jedes Überholmanöver auf der einspurigen und bergigen Straße plagte uns. Auf dem Fahrrad fühlen wir uns einfach am sichersten und wohlsten. Das die iranischen Straßen zu den gefährlichsten gehören, hatten wir bereits gelesen und des öfteren auf dem Fahrrad erfahren.
Ein ganz schrecklicher Unfall musste uns dies leider vor Augen führen. Am Straßenrand standen unzählige Mofas. Hinter einem Ortsausgang lag ein umgekippter LKW, ein verbeulter Transporter und ein völlig zerstörter Kleinwagen. Der Unfall war vor kurzem geschehen. Als wir einen zugedeckten toten Mann auf der Straße sahen, hatten wir genug gesehen. SCHOCK! Während wir das erst einmal verarbeiten mussten, lachten die Busfahrer bereits nach einer Minute. Sie kannten solche Anblicke wohl schon und es war ihre Art damit umzugehen.
Auch das Überfahren eines Hundes blieb uns nicht erspart. Dieser dumme Hund, der vermutlich schon Jahre hier lebt, lief vor unseren Bus über die Straße. Er schaute zu uns, rannte los und wurde voll auf der Gegenfahrbahn erwischt. Uns blieb auch nichts erspart.

Der Busfahrer ließ uns in MARV DASHT bei PERSEPOLIS heraus. In dem Dorf hatten wir schnell 10 Jungen um uns herum, die uns zu einem Hotel führen wollten. Aber das war nur ein Scherz und wir gingen in ein Reisbüro. Sie meinten, dass wir in einem Restaurant bei PERSEPOLIS übernachten könnten. Dort lehnten sie aber eine Übernachtung ab. Im Dunkeln fuhren wir 10 km in Richtung der Ausgrabung und überlegten auf einer Wiese zu nächtigen. Doch da fanden wir unerwartet eine neue staatliche Bungalow - Anlage. Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche alles war vorhanden. Eben noch gedanklich auf einer Wiese, kochten wir nun auf dem Herd unsere Spaghetti und saßen im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Echt verrückt. 
Der nächste Tag war ein verregneter Tag und der Besuch der Ruinenstätte in PERSEPOLIS viel ins Wasser. Am Abend bekamen wir unerwartet Besuch von einem österreichischen Radler. Er war nach Shiraz geflogen und wollte fünf Wochen lang den Süden des Irans bereisen. Wir erzählten ihm unsere Erfahrungen und beneideten ihn nicht wirklich noch weitere fünf Wochen hier zu bleiben. 



Junge in Yazd 
Yazd - Altstadt
 Hotelzimmer in Kashan


Nach dem Besuch von PERSEPOLIS fuhren wir nach SHIRAZ. Ein Hotel mir Balkon war unser Zuhause. Am Abend standen Polizei und Feuerwehr vor einem Haus. Ein altes Haus war vollkommen in sich zusammengefallen. Viele Häuser waren hier sehr alt und brüchig. Zum Glück sah unser Hotel sicher aus.
Heute wollten wir unsere Weihnachtsgeschenke abschicken. In einem Geschäft für internationale Telefonate fragten wir zwei junge Frauen nach der Post. Sie konnten aber kaum Englisch. Daraufhin marschierte eine von ihnen los. Wir sollten ihr folgen. Nach 500 Meter stoppte sie und wir stiegen mit ihr in ein Taxi ein. Sie brachte uns zur Post, die weit außerhalb lag, bezahlte das Taxi, zeigte uns den Schalter und verschwand. Wir boten ihr noch Geld an, aber sie lehnte es vehement ab. 
In der Post war großes Chaos. Vor uns waren hundert Leute, die etwas abgeben wollte. Der Schalter hatte zudem noch gar nicht geöffnet. Dieser Geduldsprobe stellten wir uns nicht und verschoben unser Anliegen.
Unseren Weg nach Indien wollten wir wie geplant über die arabische Halbinsel fortsetzen. Den Landweg über Pakistan mieden wir, da wir nicht hundertprozentig von der Sicherheit im Grenzgebiet Iran–Pakistan überzeugt waren und uns ebenso das Fahren mit Polizeieskorten ersparen wollten. 
In der südlichen Hafenstadt BANDAR-ABBAS gibt es einen Fährverkehr nach DUBAI und SHARJAH. Vorerst mussten wir aber die über 600 km entfernte Stadt erreichen. Aufgrund des Visums blieb uns nur, auf den Bus zurückzugreifen. 
Gegen Abend sollte dieser in SHIRAZ abfahren. Am Mittag verließen wir das Hotel und legten uns in einen Park außerhalb der Stadt. Ganz nebenbei erzählte mir Thomas von einem Mann, der Tags zuvor seinen Reisepass aus Neugier sehen wollte. 
Ich erschrak:“ DIE PÄSSE!“ „Wir haben sie im Hotel vergessen!“ Im Eiltempo fuhren wir wieder zurück. Uns erwartete schon ganz aufgeregt die Hotelleiter und übergab uns die Reisepässe. Nicht auszudenken, wenn wir bereits im Bus gesessen und den Pass bei der Ausreise benötigt hätten.
Sonnenuntergang auf dem Busbahnhof. Ein alter Mann klopft mir nervös auf die Schulter und sprach auf Farsi zu mir. Ich machte ihm deutlich, dass ich nichts verstand. Daraufhin zeigte er in alle Himmelrichtung und ich hatte begriffen was er wollte. Er suchte für das abendliche Gebet die Richtung nach Mekka. Ich beobachtete ein paar andere Männer und wies ihm die Richtung. 
Über dreißig Busstellplätze waren vorhanden. Auf unserer Fahrkarte stand Platz 22. Natürlich hatte sich das geändert und wir erreichten den Bus, als schon die meisten darin saßen. Der Busbegleiter bekam sichtlich einen Schock, als er unser Gepäck sah. Zuerst wollte er ausverschämte 10 Euro für die Fahrräder haben, dann wurden die Räder auch noch brutal hineingequetscht. Alles sollte wie üblich ganz ganz schnell gehen. Hektik pur! Als wir im Bus saßen dauerte es dann noch eine halbe Stunde ohne ersichtlichen Grund.

6.12.2004: BANDAR-ABBAS erreichten wir um halb sechs Uhr morgens und bekamen nach Istanbul wieder das Meer zu Gesicht. An der Strandpromenade ließen wir uns nieder und sahen Jogger. Ein Anblick, der uns seit langem fremd war.
Die Zeiten der Fleece – Pullover und Jacken schienen vorbei zu sein. 30°C im Schatten. Bei der Post wurden wir unsere Weihnachtspakete für stolze 5 Euro Porto los. Vor dem Einpacken wurden sie streng unter die Lupe eines Angestellten genommen. Nach zwei Wochen kamen sie bereits in Deutschland an. 
Am Abend fuhr unsere Fähre in die „Vereinigten Arabischen Emirate“ nach SHARJAH. Die Stadt liegt nur 20 km neben DUBAI. Die Fähre ist aber wesentlich billiger. 
Nach 26 Tagen verspürten wir große Lust ein neues Land zu entdecken. Obwohl wir viele nette Leute trafen und eine Menge interessante Dinge sahen, hatten wir den Iran satt. Es waren eigentlich nur Kleinigkeiten die uns störten. Z.B. der sehr gefährliche Autoverkehr, die stinkenden weißen Paykans, nervende Mofa–Fahrer, Polizeikontrollen, die anfänglichen Geldprobleme, die reine Männerwelt und die kalten Nächte. Gut gefielen uns die sehr interessanten Städte, viele nette Menschen, gute Hotels und auch die unbeschädigten Straßen.
Nach der Gepäckkontrolle stiegen wir auf ein sehr rostiges Schiff. Als wir ins Schiff kamen wurde uns zwei lange Bänke zum Schlafen zugewiesen. Dafür mußte leider ein Iraner Platz machen. Es gab noch etwas zu essen und wir bekamen von mehreren Iranern Apfelsinen geschenkt. Kurz darauf schlummerten wir ein und wachten in einer komplett anderen Welt auf.




Shiraz
Persepolis
...auf nach Naein!



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