11.
November 2004 - 6. Dezember 2004
Iran
Iran, ein für uns noch völlig fremdes Land. Die
erste Stadt hinter der Grenze ist MAKU. Ein suchender Blick reicht aus,
um wildes Hupen der Autofahrer zu provozieren. Alle zeigten auf die
weiterführende Hauptstraße. Tatsächlich besteht die
Stadt nur aus einer sehr langen Reihe von Häusern
an der Straße.
Als
erstes tauschten wir die 60 Euro auf einer kleinen Bank, die uns auch
noch einen verdammt bescheidenen Kurs berechnete. Dagegen fanden wir
ein günstiges Hotel (4,50 Euro) mit einem schönen Zimmer.
Um neue
Eindrücke vom Iran zu erhaschen, schauten wir aus dem Hotelfenster
auf das Straßentreiben. Auffällig wenig Frauen waren zu
sehen. Die übrigen waren meist tief verschleiert. Des weiteren
bestand der Straßenverkehr aus einem für uns
unbekannten weißen Auto. Es war der PAYKAN. Ein altes britisches
Modell aus den Sechzigern, das hier immer noch produziert wird.
Um 7:00
Uhr klingelten wir den Hotelier aus dem Bett, bekamen unsere Pässe
wieder und wagten uns auf den iranischen Asphalt.
Der Straßenbelag war übrigens stets in einem sehr guten
Zustand. Nach 20 km trafen wir auf einen chinesischen Radler, von dem
uns bereits der deutsche Motorradfahrer berichtete. Er war in Peking
gestartet und hatte bereits 11.000 Kilometer auf dem Tacho. Auch er
erzählte
nur positives vom Iran. Wir warnten ihn vor den angriffslustigen Hunde
in der Türkei. Nach einem Abschlussphoto wünschten wir ihm
einen guten Weg nach Paris.
Wir
kamen mit 21 km/h sehr gut voran und legten in einem türkischen
LKW – Lokal eine Rast ein. Die Gier auf Fleisch überkam uns und
wir bestellten einen Kebab Fleischspieß. Leider war dieser sehr
dunkel bzw. schwarz angebraten. Kaum genießbar. Um halb fünf
war der Tag schon wieder fast beendet. Es wurde dunkel und wir campten
hinter einem Sandhügel an der Straße.
Es
war weiterhin kalt. Bei 4°C fuhren wir mit Mütze und
Handschuhe. In TABRIZ wollten wir unbedingt unser Geldproblem
lösen. Vorerst mussten wir das Zentrum unbeschädigt
erreichen. Der Autoverkehr
in der Stadt erwies sich als sehr gefährlich, besonders für
ungeschützte Radfahrer. Insbesondere die Straßeneinbieger
fuhren ohne Rücksicht auf Verluste auf die Straße. Sie
reagierten
nur auf Hupen. Nach dem Motto: „Kein Hupen = Straße frei“.
Thomas
lag auf der harten Matratze im Hotel und bekam die Bohnen mit
Tomatensauce nicht herunter. Der seltene Fall von Appetitlosigkeit
konnte nur eine Erkrankung bedeuten. Er hatte leichtes Fieber.
Am
Morgen wollte ich zur größten Bank im Iran, der „Melli
Bank“. Auf der Straße vor dem Hotel waren überall
Männer mit Teppichen unterm Arm zu sehen. Sie rollten sie auf der
Straße aus und beteten Richtung Mekka. Das Ende der Fastenzeit
war doch erst morgen. Die Bank war zu. Feiertag!
„Is it
possible to get a cash advance on MASTERCARD?“ Der
Bankangestellte schaute mich verdutzt an. Ich zeigte meine Kreditkarte
und er schüttelte mit dem Kopf. „In TEHERAN?“, fragte ich.
Leichtes
Kopfnicken. Auch in anderen Banken war nichts zu machen, alle zeigten
auf die „Melli Bank“. Vor der Reise schauten wir nur in den zwei Jahre
alten „Lonely Planet“. Zu dieser Zeit war Barauszahlung mit der
Kreditkarte
kein Problem.
|
|
|
Hotelzimmer in Qom
|
Moschee in Qom
|
Nachtlager vor Teheran
|
TEHERAN
wollten wir eigentlich umfahren. Es waren noch 600 km bis zur
Zentralbank der Hauptstadt. Trotz Thomas gesundheitlicher Probleme
mussten wir
weiter. Nach 140 km zelteten wir an einem Fluss und kochten Spaghetti.
Nach elf Stunden im Zelt standen wir auf und staunten nicht schlecht,
unser Zelt war weiß. Es war komplett mit Eis bedeckt. Nach einem
Kilometer klapperte mein Hinterrad. Ein Nagel steckte komplett im
Reifen.
Ich zog ihn heraus und die Luft gleich mit. Die Autoabgase der alten
Autos nervten heute irgendwie besonders stark. Besonders am Berg war es
unerträglich. Dort pusteten wir am meisten, während die LKWs
uns die Abgase entgegen bliesen.
Die
Nacht im Zelt war kalt. Morgens fing es auch noch an zu regnen. So
langsam war bei uns die Moral am Ende. Wir hatten kaum noch Geld,
Thomas war weiterhin krank und jetzt noch der kalte Regen. Auf dem Weg
nach ZANJAN, 320 km vor TEHERAN, träumten wir vermehrt, in einem
trockenen, warmen Bus zu sitzen und wie im Flug Teheran erreichen.
Diesen Gedanken bekamen wir nicht mehr aus dem Kopf. In ZANJAN
angekommen versicherte man uns in TEHERAN Bargeld zu bekommen.
Wir
fuhren zum Busterminal der Stadt. Nach nur fünf
Minuten lagen unsere Fahrräder samt Gepäck in den
großen
Gepäckfächern des Busses. Für nur sieben Euro konnten
wir einsteigen und fuhren nach zehn Minuten ab. Wie im Traum verfolgten
wir die Kilometerschilder auf der Autobahn. 320 km in dreieinhalb
Stunden! Wahnsinn!
m
Dunkeln suchten wir in TEHERAN ein Hotel. Das günstigste Hotel
kostete 15 Euro, eigentlich viel zu viel. Aber wir hatten gute
Hoffnung Morgen Geld zu bekommen.
Vor mir
stand das riesige Gebäude der „Melli Bank“.
Innen stand ich vor 20 Schaltern. Schalter 12 gab mir schließlich
die erschütternde Auskunft, dass im ganzen Iran keine Kreditkarten
angenommen werden. Das Geld müsste aus Deutschland überwiesen
werden, das dauert zwei Tage. Ich hätte platzen können und am
liebsten dieses verdammt große Bankgebäude in Schutt und
Asche
gelegt. Aber man ist ja ein zivilisierter Mensch.
Zurück
im Hotel trafen wir einen jungen Mann aus Norwegen, der sehr iranisch
aussah. Er bot seine Hilfe an. Er kennt jemand in
München. Unser Vater könnte ihm Geld überweisen und der
Norweger gibt uns sein Bargeld, während er wiederum das Geld aus
München von seinem Freund bekäme. Etwas kompliziert
vielleicht.
Wir gingen mit ihm nochmals zu mehreren Banken und er erklärte den
Angestellten auf Farsi unsere Situation. Keine Chance.
Glücklicherweise
befindet sich in Hamburg die Filiale der „Melli Bank“. Wir riefen
unseren Vater an und erklärten ihm alles. Anschließend
mussten wir das teure Hotel verlassen und
kamen in einem Hotel für 8 Euro pro Nacht unter. Morgen war auch
noch Freitag. Feiertag, alles ist zu. Wir hatten noch 20.000 Rial.
Leider
waren das nur noch zwei Euro.
|
|
Handbemalte Kacheln in
Esfahan
|
Mit
vollgepackten Taschen verließen wir das Hotel und fuhren morgens
zur Bank. Doch das Geld war noch nicht da, wir sollen um Zwölf
wiederkommen.
DIE
ÜBERWEISUNG IST DA! Nur die Formalitäten mussten noch
erledigt werden. Leider gab unser Vater beide Namen von uns an.
Nachdem ich alles unterschrieben hatte und meine Fingerabdrücke
hinterließ, war Thomas an der Reihe. Er stand aber draußen
und bewachte die Fahrräder. Während ich raus ging, ging er
hinein. Dieses Spiel wiederholte sich noch mehrmals. Besonders lustig
fanden es die Bankangestellten und meinten, dass ich doch nur meinen
schwarzen Pullover durch einen weißen ersetzt hätte. Es muss
wirklich komisch ausgesehen haben. Zweieinhalb Stunden später
hatten
wir vier große Bündel mit je 100 Scheinen in der Hand.
Unglaublich aber wahr.
In dem
Hotel in QOM waren noch zwei weitere Familien untergebracht, die Abends
in der dazugehörigen Küche kochten. Als die jungen Frauen uns
bereits aus dem Augenwinkel erblickten, zuckten sie zusammen und
zupften ganz schnell ihr Kopftuch nach vorne und schauten weg. Solche
Reaktionen waren uns bisher fremd gewesen.
Endlich
konnten wir wieder sorglos das Fahrrad fahren genießen. Nach
heißem Pulver – Kaffe und Brot mit Marmelade und Honig genossen
wir die wärmende Sonne. Über KASHAN fuhren wir nach NATANZ.
40 km hinter KASAHN vielen uns Flugabwehrgeschütze auf, die alle
besetz waren. Es folgte ein Geschütz nach dem anderen. Sie
schützen offenbar ein Gebäude vor den Bergen. Am Haupteingang
kam ein Auto zu uns und hielt uns an. Er fragte, ob wir einen
Fotoapparat dabei hätten. Wir fragten, warum er das wissen wollte.
Er zeigte auf unsere Lenkertasche und er befahl sie zu öffnen.
Widerwillig taten wir es und er fand das verdächtige Objekt. Er
schaute sich den Fotoapparat haargenau an und meinte, dass wir das
Gebäude fotografiert hätten. NO!
NO! NO! Haben wir nicht. Aber er glaubte uns nicht. Schließlich
setzten wir uns durch und der Mann begleitete uns im Schritttempo aus
dem Gebiet.
Ein
paar Kilometer weiter hielt uns ein weiterer Mann auf einem Mofa an,
wir sollten zum Militärposten zurück kommen. Wir weigerten
uns,
zumal wir soeben eine kurze Abfahrt zurückgelegt hatten. Die
sollen
zu uns kommen, erklärten wir. Diesmal gaben wir nach und fuhren
zurück.
Ein
Mann gab uns die Hand und wir zeigten ihm unsere Pässe. Er meinte:
„Alman, very good!“. Er fragte, wie wir den Iran finden. Ich
zögerte und sagte nur “Ok“, weil wir mächtig sauer über
diese Aktion waren. Er schaute doch etwas irritiert und ließ uns
fahren. Wie vermutet handelte es sich hier um eine Atom –
Forschungsanlage. Aber warum bauen sie diese direkt an einer
öffentlichen Straße.
Der
einzige Weg nach ESFAHAN führte über eine Nebenstraße.
Nach 5 km überholte uns ein Mofafahrer und kehrte wieder um. Ganz
langsam folgte er uns. Nach zwei Kilometern hatte ich seinen Gestank
und Geknatter satt und fragte was das soll. Er fragte woher wir kommen
und setzte sich wieder an unser Hinterrad. Dann gab er unerwartet
Vollgas
und zog meinen blauen Lieblingspullover vom Gepäck. Thomas und ich
schrien hinterher und versuchten einen folgenden Autofahrer hinterher
zu schicken. Zu spät!
Wir
waren geschockt und richtig sauer. Fünf Kilometer weiter suchten
wir einen Schlafplatz in den Hügeln neben der Straße. Was
für ein Tag!
Ein
Paar aus München mit einem gelben Kleinbus hielt
und sprach uns an. Sie hatten uns bereits zwei mal gesehen und wollten
ebenfalls nach Indien, allerdings über Pakistan. Wir fragten,
welche
Erfahrungen sie als blonde Frau gemacht hat. Sie meinte, dass sie sich
mit einem Kopftuch und ihrem Freund an der Seite hier sehr wohl
fühlt.
Dreißig
Kilometer vor ESFAHAN urplötzlich Sturm. Der Müll von der
Straßenseite flog uns um die Ohren und
wir stemmten uns gegen den Wind, um nicht auf die Fahrbahn zu gelangen.
Für die letzten 30 km benötigten wir nun über drei
Stunden
und wir mussten unsere Notration aus fast ungenießbaren Keksen
herauskramen.
|
|
|
Moschee in Esfahan
|
Treffen mit dem Deutschlehrer
|
Lichtstrahlen in der Moschee
|
In ESFAHAN wollten wir nach den ersten zwei sehr anstrengenden Wochen
erholen und die positiven Seiten des Irans entdecken. ESFAHAN ist
für die meisten Menschen die schönste Stadt des Irans. In der
Tat
gibt es vieles zu sehen. Z.B. die Emam – Moschee, Freitagsmoschee, der
alte Basar und natürlich der EMAM KHOMENI PLATZ. Dort fand derzeit
eine Veranstaltung statt. Der ganze Platz war mit verschleierten Frauen
gefüllt. Wir wurden angewiesen keine Fotos zu machen. Eine Frau
mit Tonbandgerät kam auf uns zu und wollte wissen was wir
über
das Festival denken. Wir sagten, dass wir nichts über das Fest
wüssten.
Sie hakte nach und wollte wissen was wir gaaanz tief in unseren Herzen
fühlen. Wir wiederholten uns. Wie in Trance stand sie vor uns und
wiederholte immer wieder: “Deep in your heart. What do you feel?“ Wir
drehten
uns um und gingen.
Besonders
in ESFAHAN erregen Ausländer hohe Aufmerksamkeit. Manchmal doch
etwas zu viel des Guten. Insbesondere die Studenten zeigen sehr
großes Interesse zu haben mit Europäern in Kontakt zu
treten. Auf der Straße hatten wir kaum Ruhe die Stadt zu
genießen.
Zwei Studenten sprachen uns an und wollten uns auf unserem Weg durch
die Stadt begleiten. Sie beabsichtigten ihr Englisch aufzubessern und
etwas über Deutschland zu erfahren. Zwei Stunden lang unterhielten
wir uns. Beliebte Fragen waren: Was kostet ein Mercedes? Welche
Universität? Ein beliebtes Thema ist auch Fußball. Sie
wollten unbedingt,
dass wir morgen mit in den Französischunterricht kommen. Wir
tauschten noch unsere Französischkenntnisse aus und
verabschiedeten uns.
Keine zwei Minuten später sprach uns bereits die nächste
Gruppe
an. Vielleicht nett gemeint, aber uns waren sie zu aufdringlich.
Am
folgenden Tag sprach uns ein iranischer Lehrer an, der Deutsch sprach.
Er wollte uns weismachen nur aus deutschsprachigen Büchern deutsch
gelernt zu haben. Sagenhaft! Er zeigte uns den historischen Basar.
Unter anderem die Herstellung der bemalten Kacheln,
Gewürzmühlen und eine Fabrik mit Tüchern. Natürlich
nicht ohne etwas zu
kaufen. Zur Verabschiedung wollte er unsere Adresse in Deutschland
haben.
Aber das lehnten wir sofort ab. Eine deutsche Anschrift ist im Iran
heiß begehrt. Besonders um ein deutsches Visum zu bekommen. Etwas
betrübt gab er uns die Hand.
Auf dem
Weg ins Hotel standen wir vor allem bei jungen Leuten im Mittelpunkt.
Unsere blonden sonnengefärbten Strähnen und unsere Bärte
faszinierten sie. Vergleiche mit Beckham hörten wir des
öfteren. Das unsere Haare vollkommen natürlich sind, glaubte
uns keiner.
|
Innenhof der Emam Moschee
|
Zurück
auf der Straße nach NA’IN hielt ein kleiner Wagen am
Straßenrand und winkte uns zu sich. Ein Mann saß mit seinem
Sohn in einem kleinen Kia und fragte woher wir kommen. Wir sagten:
“Alman!“ Daraufhin wollte er uns in seinem Auto mitnehmen und die
Fahrräder einladen. Wir fragten, warum er das tun will.
Übrigens hätten die Fahrräder samt Gepäck auch
nicht annährend hineingepasst. Dann sagte er endlich was er in
Wirklichkeit wollte. Auf einem Zettel schrieb er GERMANY, ADRESS.
Tatsächlich sollten wir unsere Adresse herausgeben. Wir lehnten
auch hier ab.
Ein
paar Kilometer weiter blickte uns eine freundlich strahlende Familie
aus ihrem Auto heraus an und reichte uns während der Fahrt ein
Brot. Wir bedankten uns und verabschiedeten uns mit gegenseitigem
Hupen. Von einer langweiligen Fahrt durch den Iran kann man wirklich
nicht sprechen. Jeden Tag passiert etwas neues.
Das
Hotel in NA’IN wurde von einem alten Mann geführt. Es war sehr
herunter gekommen und hatte keine Dusche. Trotzdem ließ er sich
eine Parkgebühr (ein Euro) für unsere Fahrräder in
seiner Garage nicht entgehen. Er zeigte sich eisern, wenn ihr nicht
bezahlt könnt ihr draußen übernachten. Wir hatten
verstanden.
Im
nächsten Ort ARDAKAN kamen wir dagegen nur in einem Touristenhotel
der staatlichen ITTC – Gruppe unter. Für satte
18 Euro bekamen wir aber das beste Zimmer seit langem. Eigenes
Badezimmer, warmes Wasser und sogar den TV – Sender der Deutschen Welle
konnten wir empfangen.
SANDSTURM!
Der Horizont färbte sich mit rötlichem Sand. Wir hatten aber
unglaubliches Glück. RÜCKENWIND! Mit
28 km die Stunde rasten wir mit dem Sand nach YA’ZD. In die andere
Richtung hätten wir keine Chance gehabt.
|
|
Blick über Yazd
|
Yazd,
typisch
die Windtürme
|
Die
Wüstenstadt YA’ZD ist sehr interessant und zählt zu den
ältesten Städten der Welt. Am bekanntesten sind die alten
Lehmhäuser der Altstadt mit ihren Windtürmen. Die
Windtürme sollen an heißen Tagen kühle Luft in die
Wohnräume leiten. Ebenfalls sehr sehenswert ist die
Freitagsmoschee der Stadt.
Da
unsere Visa bald abliefen und wir wenig geneigt waren
uns der Verlängerungsprozedur zu unterziehen, mussten wir wieder
auf den Bus zurückgreifen. Diesmal war nur alles viel
komplizierter. Am Busbahnhof stand kein Bus nach SHIRAZ. Ein englischer
Tourist hatte bereits ein Ticket für einen sehr alten Mercedes –
Bus, nur dort passten unsere Räder nicht hinein. Ein Mann am
Ticket – Schalter war sehr hilfsbereit und erkannte unser Problem. Er
tauschte das Ticket und schlug uns einen neuen Volvo – Bus vor. Platz
drei und vier, das
bedeutete die erste Reihe. Vermutlich gut gemeint, aber uns war nicht
sehr wohl dabei. Jedes Überholmanöver auf der einspurigen und
bergigen Straße plagte uns. Auf dem Fahrrad fühlen wir uns
einfach am sichersten und wohlsten. Das die iranischen Straßen zu
den gefährlichsten gehören, hatten wir bereits gelesen und
des öfteren auf dem Fahrrad erfahren.
Ein
ganz schrecklicher Unfall musste uns dies leider vor Augen führen.
Am Straßenrand standen unzählige Mofas. Hinter einem
Ortsausgang lag ein umgekippter LKW, ein verbeulter Transporter und ein
völlig zerstörter Kleinwagen. Der Unfall war vor
kurzem geschehen. Als wir einen zugedeckten toten Mann auf der
Straße sahen, hatten wir genug gesehen. SCHOCK! Während wir
das erst einmal verarbeiten mussten, lachten die Busfahrer bereits nach
einer Minute.
Sie kannten solche Anblicke wohl schon und es war ihre Art damit
umzugehen.
Auch
das Überfahren eines Hundes blieb uns nicht erspart. Dieser dumme
Hund, der vermutlich schon Jahre hier lebt, lief vor unseren Bus
über die Straße. Er schaute zu uns, rannte los und wurde
voll auf der Gegenfahrbahn erwischt. Uns blieb auch nichts erspart.
Der
Busfahrer ließ uns in MARV DASHT bei PERSEPOLIS heraus. In dem
Dorf hatten wir schnell 10 Jungen um uns herum, die uns zu einem Hotel
führen wollten. Aber das war nur ein Scherz und wir gingen in ein
Reisbüro. Sie meinten, dass wir in einem Restaurant bei PERSEPOLIS
übernachten könnten. Dort lehnten sie aber eine
Übernachtung ab. Im Dunkeln fuhren wir 10 km in Richtung der
Ausgrabung und überlegten auf einer Wiese zu nächtigen. Doch
da fanden wir unerwartet eine neue staatliche Bungalow - Anlage.
Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche alles war vorhanden. Eben noch
gedanklich auf einer Wiese, kochten wir nun auf dem Herd unsere
Spaghetti und saßen im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Echt
verrückt.
Der
nächste Tag war ein verregneter Tag und der Besuch der
Ruinenstätte in PERSEPOLIS viel ins Wasser. Am Abend bekamen wir
unerwartet Besuch von einem österreichischen Radler. Er war nach
Shiraz geflogen und wollte fünf Wochen lang den Süden
des Irans bereisen. Wir erzählten ihm unsere Erfahrungen und
beneideten ihn nicht wirklich noch weitere fünf Wochen hier zu
bleiben.
|
|
|
Junge in Yazd
|
Yazd - Altstadt
|
Hotelzimmer in Kashan
|
Nach
dem Besuch von PERSEPOLIS fuhren wir nach SHIRAZ. Ein Hotel mir Balkon
war unser Zuhause. Am Abend standen Polizei und Feuerwehr vor einem
Haus. Ein altes Haus war vollkommen in sich zusammengefallen. Viele
Häuser waren hier sehr alt und brüchig. Zum Glück sah
unser Hotel
sicher aus.
Heute
wollten wir unsere Weihnachtsgeschenke abschicken.
In einem Geschäft für internationale Telefonate fragten wir
zwei junge Frauen nach der Post. Sie konnten aber kaum Englisch.
Daraufhin
marschierte eine von ihnen los. Wir sollten ihr folgen. Nach 500 Meter
stoppte sie und wir stiegen mit ihr in ein Taxi ein. Sie brachte uns
zur
Post, die weit außerhalb lag, bezahlte das Taxi, zeigte uns den
Schalter und verschwand. Wir boten ihr noch Geld an, aber sie lehnte es
vehement ab.
In der
Post war großes Chaos. Vor uns waren hundert Leute, die etwas
abgeben wollte. Der Schalter hatte zudem noch gar
nicht geöffnet. Dieser Geduldsprobe stellten wir uns nicht und
verschoben unser Anliegen.
Unseren
Weg nach Indien wollten wir wie geplant über die arabische
Halbinsel fortsetzen. Den Landweg über Pakistan
mieden wir, da wir nicht hundertprozentig von der Sicherheit im
Grenzgebiet Iran–Pakistan überzeugt waren und uns ebenso das
Fahren mit Polizeieskorten ersparen wollten.
In der
südlichen Hafenstadt BANDAR-ABBAS gibt es einen Fährverkehr
nach DUBAI und SHARJAH. Vorerst mussten wir aber
die über 600 km entfernte Stadt erreichen. Aufgrund des Visums
blieb uns nur, auf den Bus zurückzugreifen.
Gegen
Abend sollte dieser in SHIRAZ abfahren. Am Mittag verließen wir
das Hotel und legten uns in einen Park außerhalb der Stadt. Ganz
nebenbei erzählte mir Thomas von einem Mann, der Tags zuvor seinen
Reisepass aus Neugier sehen wollte.
Ich
erschrak:“ DIE PÄSSE!“ „Wir haben sie im Hotel vergessen!“ Im
Eiltempo fuhren wir wieder zurück. Uns erwartete schon ganz
aufgeregt die Hotelleiter und übergab uns die Reisepässe.
Nicht auszudenken, wenn wir bereits im Bus gesessen und den Pass bei
der Ausreise benötigt hätten.
Sonnenuntergang
auf dem Busbahnhof. Ein alter Mann klopft mir nervös auf die
Schulter und sprach auf Farsi zu mir. Ich
machte ihm deutlich, dass ich nichts verstand. Daraufhin zeigte er
in alle Himmelrichtung und ich hatte begriffen was er wollte. Er suchte
für das abendliche Gebet die Richtung nach Mekka. Ich beobachtete
ein paar andere Männer und wies ihm die Richtung.
Über
dreißig Busstellplätze waren vorhanden. Auf unserer
Fahrkarte stand Platz 22. Natürlich hatte sich das
geändert und wir erreichten den Bus, als schon die meisten darin
saßen. Der Busbegleiter bekam sichtlich einen Schock, als er
unser
Gepäck sah. Zuerst wollte er ausverschämte 10 Euro für
die Fahrräder haben, dann wurden die Räder auch noch brutal
hineingequetscht. Alles sollte wie üblich ganz ganz schnell gehen.
Hektik pur! Als wir im Bus saßen dauerte es dann noch eine halbe
Stunde ohne ersichtlichen Grund.
6.12.2004:
BANDAR-ABBAS erreichten wir um halb sechs Uhr morgens und bekamen
nach Istanbul wieder das Meer zu Gesicht. An der Strandpromenade
ließen wir uns nieder und sahen Jogger. Ein Anblick, der uns seit
langem fremd war.
Die
Zeiten der Fleece – Pullover und Jacken schienen vorbei zu sein.
30°C im Schatten. Bei der Post wurden wir unsere Weihnachtspakete
für stolze 5 Euro Porto los. Vor dem Einpacken wurden sie streng
unter die Lupe eines Angestellten genommen. Nach zwei Wochen kamen sie
bereits in Deutschland an.
Am
Abend fuhr unsere Fähre in die „Vereinigten Arabischen Emirate“
nach SHARJAH. Die Stadt liegt nur 20 km neben DUBAI. Die Fähre ist
aber wesentlich billiger.
Nach 26
Tagen verspürten wir große Lust ein neues Land zu entdecken.
Obwohl wir viele nette Leute trafen und eine Menge interessante Dinge
sahen, hatten wir den Iran satt. Es waren eigentlich nur Kleinigkeiten
die uns störten. Z.B. der sehr gefährliche Autoverkehr, die
stinkenden weißen Paykans, nervende Mofa–Fahrer,
Polizeikontrollen, die anfänglichen Geldprobleme, die reine
Männerwelt und die kalten Nächte. Gut gefielen uns die sehr
interessanten Städte, viele nette Menschen, gute Hotels und auch
die unbeschädigten Straßen.
Nach
der Gepäckkontrolle stiegen wir auf ein sehr rostiges Schiff. Als
wir ins Schiff kamen wurde uns zwei lange Bänke zum Schlafen
zugewiesen. Dafür mußte leider ein Iraner Platz
machen. Es gab noch etwas zu essen und wir bekamen von mehreren Iranern
Apfelsinen geschenkt. Kurz darauf schlummerten wir ein und wachten in
einer komplett anderen Welt auf.
|