5.
Januar 2005 - 8. Februar 2005
Indien
(Teil 2) Jaipur - Kalkutta
Am
Morgen machten wir uns auf, Jaipur zu entdecken. Durch ein Tor der
Altstadt leuchteten die Häuser im satten Rosa auf. Insbesondere
der „Palast der Winde“ erstrahlt in dieser außergewöhnlichen
Farbe. Im 19. Jahrhundert wurde, anlässlich eines Staatsbesuches
von Prinz
Albert die gesamte Stadt Rosa gestrichen.
Am
Ausgang des Stadtpalasts saß ein Schlangenbeschwörer mit
zwei Kobras. Obwohl es Tierquälerei ist, machten wir einige
Aufnahmen. Zuletzt hatten wir sie in Marokko gesehen.
Zum
AMBER–FORT mieteten wir uns ein Auto mit Fahrer. Wie fast jeder
Tourist bewältigten auch wir den Aufstieg auf dem Rücken
eines Elefanten. Des weiteren besuchten wir das TIGER-FORT und
GALTA.
Seit
mehreren Tagen fühlte ich (Stephan) mich nicht gesund.
Erhöhte Temperatur, wenig Appetit und ich war total schlapp. Am
Abend immer
wieder Fieber. Ein Arzt musste her, um Malaria auszuschließen.
Gegenüber dem Hotel war eine Arztpraxis. Ein junger Arzt
begutachtete mich und vermutete, dass es kein Malaria ist. Sehr
beruhigend! Schließlich nahmen wir auch wöchentlich Lariam -
Tabletten ein. Er verschrieb Medikamente gegen Fieber, Husten und
Schnupfen. Drei Tage sollte ich
ruhen. Die nächsten Tage ruhte ich mich alleine im Hotel aus.
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Mantelkauf in Jaipur
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...in Amber
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Insgesamt
verbrachten wir acht Tage in Jaipur. Unsere Fahrräder statteten
wir mit neuen Mänteln am Hinterrad aus. Mit einer großen
Mettwurst, Schwarzbrot, einer neuen Tretkurbel, Sonnenmilch und neuen
Filmen aus Deutschland, starteten wir in Richtung AGRA. Wir
verabschiedeten
uns von unserem Vater in JAIPUR. Es war nach vier Monaten der zweite
Abschied. Noch vier weitere Monate sollten folgen.
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Bunte Gasse in Varanasi
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Elefantenreiten mit unserem Vater in Amber
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Geschmückter Elefant in Amber bei Jaipur
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Nach
20 km trafen wir zwei Radfahrer aus Österreich. Es waren Brigitte
und Stefan, die ebenfalls heute Jaipur verlassen hatten. Das Paar war
bereits acht Monate unterwegs und hatten den direkten Weg durch
Pakistan gewählt. Sie erzählten von Problemen mit dem Visum,
Polizeieskorten und Durchfall. In Jaipur hatten sie einen Monat
verbracht, da sie ebenfalls krank waren.
Wir
hatten den gleichen Weg und fuhren demnach zu viert auf den
Straßen Indiens. Für uns war es eine willkommene Abwechslung
und zu
dem sehr interessant sich mit anderen Radlern auszutauschen. Wir
spürten, dass nicht nur wir von so manchem Indern genervt waren.
Die Mittagspause gestalteten sie etwas anders als wir. Die beiden
versorgten sich stets
in Straßenrestaurants, während wir uns mit Brot und
Marmelade
irgendwo am Straßenrand versorgt hatten.
Ein
Moped – Fahrer gesellte sich während der Fahrt zu uns. Er
fragte jeden einzelnen aus. Bei Thomas fuhr er so dicht an seinen
Lenker
heran, so dass sie sich verhakten. Thomas stürzte. Der Fahrer
schaute
zurück und fuhr einfach davon. Zum Glück war nur seine Tasche
aufgerissen. Trotzdem waren wir mächtig sauer und reagierten bei
folgenden Moped – Fahrern noch abweisender.
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Pilgerfamilie am Zelt
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Pilgerfest am Ganges
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Vor
MAHWA kamen wir in einem Tourist – Complex für 4 Euro unter. Das
Essen war dafür erheblich teuer. Am Abend aßen wir zusammen
und erzählten von unseren Erlebnissen.
Am
nächsten Morgen Frühstück ging es mir wieder schlechter.
Der Husten wollte nicht aufhören. Brigitte und Stefan wollten
nach Agra, um ihre Post abzuholen. Wir hatten dagegen vor, den
Vogelpark
bei BHARATPUR zu besuchen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen
verabschiedeten wir uns vor dem Park.
Der
Vogelpark bot nicht das was er versprach. Nur wenige Vögel waren
zu sehen. Vielleicht war es auch die falsche Jahreszeit.
Der Weg
nach AGRA wurde zu Qual. Mein Magen rebellierte. In Agra versanken wir
im Straßenverkehr. Es waren zwar unüblich viele Schilder
vorhanden, aber wir versanken trotzdem im Chaos. Das Hotel „Shanti
Lodge“ mit Terrassen - Blick auf den TAJ-Mahal war sehr einfach und
billig.
Um
nicht auf Spaghetti zu verzichten, hatten wir in Jaipur bereits einen
Heizstab gekauft. Er funktionierte zwar, wenn nur nicht der Topf
ständig unter Spannung gestanden hätte. Einen Stromschlag
konnten wir
nicht vermeiden.
DURCHFALL!
Kurz zuvor hatte ich noch Nudeln gegessen. Diese wählten
nun den direkten Weg wieder nach draußen. Ich hatte richtig
Schmerzen. Nach drei Stunden Quälerei war alles vorbei.
Heute
gingen wir zum Taj Mahal. Eintritt: 750 Rupien (13 Euro),
Touristenpreis. Unser Rucksack wurde am Eingang durchsucht. Vor allem
darf kein Essen
und schon gar nicht Kaugummi mitgenommen werden. Der erste Blick auf
das
Taj Mahal ist wahrlich einzigartig. Wie im Reiseführer
beschrieben,
scheint das Mausoleum aus weißem Marmor zu schweben. Stundenlang
hielten wir uns in dem Gelände rund um das Monument auf.
Unzählige
Touristen aus aller Welt konnten wir beobachten.
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Hotelterrasse in Agra
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Taj Mahal
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Vor dem Taj Mahal
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Übrigens
erlebten wir in der Altstadt von Agra eine noch nie zuvor
bekannte Belästigung der Touristen. Jeder noch so kleiner Laden
versuchte lautstark seine Waren den Touristen anzubieten. Der
Konkurrenzkampf schien trotz unzähliger Besucher sehr groß
zu sein.
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...am Taj Mahal
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Hinter AGRA fuhren wir auf einer Nebenstraße weiter nach
VARANASI. Besonders hier wurden unsere Nerven arg strapaziert. So stark
wie noch nie verfolgten uns die indischen Radfahrer. Vier oder
fünf Radler am Tag wären noch lustig gewesen, aber fast den
ganzen Tag dieses Treiben war einfach zu viel.
Immer
das gleiche Spiel:
1. Wir
überhohlen einen Radfahrer
2. der
Takt des Schleifens erhöht sich hinter uns
3. der
überholte Radler fährt langsam an uns vorbei
4. dann
lässt er sich wieder zurückfallen und wir überholen
5. der
Radler gibt wieder Gas und überholt uns und biegt knapp
vor uns ab.
Das
ständige Anstarren von Moped- und Radfahrern nervte
zusätzlich. Jeder, der uns überholte, schaut zurück. Sie
gucken nach hinten, nach vorne, nach hinten, nach vorne,... Man braucht
schon gute Nerven. Bei Kindern hätten wir damit keine Probleme,
aber es waren Männer aller Altersstufen. Zudem kam es mehrfach zu
sehr gefährlichen Situationen. Entweder kamen sie uns zu nahe oder
ein Auto fuhr nur knapp an dem
ausscherenden Radfahrer vorbei.
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Begegnung In Varanasi
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Schlangenbeschwörer in Jaipur
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Treffen mit Brigitte und Stefan aus Österreich
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Vor
KANPUR erlebten wir erstmals Regen in Indien. Sobald war der Hintermann
mit braunen Punkten am ganzen Körper übersät. Die
Straße entwickelte sich streckenweise zunehmend zu Schlamm.
PLATTEN!
Mein Hinterrad verlor Luft. Der neue indische Mantel saß
sehr eng auf der Felge. Ein Inder kam sofort zu uns und schnappte sich
den Reifen. Er wechselte den Schlauch und wir bemerkten den kaputten
Mantel. Seitlich war der Draht kaputt. Dem Inder boten wir für
seine Hilfe Geld an, aber er lehnte überraschend ab und schenkte
uns sogar noch Früchte. Unglaublich!
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Indische Hilfsbereitschaft
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Indischer Radler, stets mit
guter Kondition
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...430 km hinter Delhi
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Die
Weiterfahrt war genau nach einem Kilometer beendet. Der Schlauch verlor
schon wieder Luft. An einer sehr belebten Straße flickten wir,
umgeben von 30 Zuschauern, den Schlauch. Die Inder freuten sich, das
erlebten sie nicht alle Tage.
Nach
der zweiten Flickaktion saß ich nur ein paar Hundert Meter
auf dem Fahrrad. Ein lauter Knall! Schlauch geplatzt! Jetzt war
Feierabend!
Das
Dorf war nur drei Kilometer entfernt. In Begleitung von Schulkindern
erreichten wir einen Fahrradladen mit 26er Mantelgrößen. Die
Kinder waren übrigens sehr nett. Sie konnten sogar ein paar
Wörter Englisch und schwatzten uns eine Euro - Münze ab. Ein
Stück weiter war auch schon ein Hotel.
Das
Zimmer schien in Ordnung zu sein, bis wir das Badezimmer sahen
bzw. rochen. Es war eine nasse, stinkende Zelle ohne Fenster. Am Abend
tauschten wir die Mäntel aus.
Am
nächsten Morgen waren wir froh, die Zimmertür hinter uns
schließen zu können. Der Hinterradreifen war schon wieder
platt. Das gibt es doch nicht! Es gibt nichts wünschenswerteres,
bei seinem soeben vollgepackten Fahrrad, einen Platten zu bemerken.
Die
Stadt ALLAHABAD erlebten wir sehr laut und dreckig.
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Ghats in Varanasi
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...an den Ghats
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Waschen im heiligen Ganges
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