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>> Tour-Tipps
Unsere
Etappen: |
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1. Agadir | 17.- 18. Zagora |
2. - 4. Agadir-Marrakech (ca.
100km gefahren) |
19. Zagora - Agdz (100km) |
5. Marrakech -Telouet (ca. 120km) | 20. Agdz-Tazenakht (105km) |
6. Telouet - Ait-Benhaddou (ca. 40km) | 21. Tazenakht-Taliouine (85km) |
7. Ait-Benhaddou - Boumalne (150km) | 22. Taliouine - Oulad-Teima (145km) |
8. - 9. Boumalne | 23. Oulad-Teima - Tiznit (112km) |
10. Boumalne - Erfoud (200km) | 24. Tiznit |
11. Erfoud - Merzouga (55km) | 25. Tiznit - Tafraoute (108km) |
12. - 13. Merzouga | 26. Tafraoute |
14. Merzouga - Alnif (95km) | 27. Tafraoute - Ait Baha (100km) |
15. Alnif - Tazzerine (70km) | 28. Ait Baha - Agadir (65km) |
16. Tazzerine-Zagora (140km) | 29. Agadir |
2.Tag Mittwoch 1.08.2001
Agadir
- Marrakech
Nun also sollte es losgehen. Der Wecker piepte uns brutal um
5 Uhr aus
den Federn. Um halb Sieben waren wir dann startklar zur Abfahrt. Vor
uns lagen 135 Km bis nach Imin-Tanoute.Dies sollte ein Zwischenstopp
auf dem Weg nach Marrakech sein.
Die Fahrt verlief zunächst recht gut, und die
Straße war mit
nur wenigen Erhebungen bestückt. Doch mit der Weile schlich sich
bei uns ein sehr hartnäckiger Durst ein.
Uns wurde bewusst, dass wir erst ein paar Tage brauchen
würden, um uns an das Klima zu gewöhnen. Die ersten 5 Liter
waren schnell verbraucht. Nach den ersten 40 Km kauften wir noch 3
weitere 1,5 Liter Wasserflaschen in einem Laden kurz vor einer scharfen
Linkskurve ein.
Hinter einer Kuppe tat sich eine wahnsinnig steile Straße auf.
Bergauf
quälten sich die Lkws mit Mühe hoch, während sie sich
bergab
mit quietschenden Bremsen im Schritttempo den Berg hinuntertasteten.
Leider
war der Anstieg nur der Anfang einer 20 Km langen Steigung.
Wir erinnerten uns, dass Marrakech über 1000 Meter
über Null
lag. Manche Lkws zollten uns mit hochgestrecktem Daumen Respekt. Andere
aber auch zeigten uns einen Vogel, sie erklärten uns wohl für
verrückt.
Gleich bei der ersten Steigung war Stephan ungewohnt langsam, und ich
hatte schnell einen großen Vorsprung. An einem schattigen
Plätzchen wartete ich auf ihn. Dort angekommen, stieg er
völlig entkräftet vom Rad. Nach kurzer Verschnaufpause ging
es dann weiter. Nach 40 weiteren quälenden Kilometern bergauf und
bergab ging bei Stephan nichts mehr. Ihm war einfach nur
schlecht, und er konnte keinen Meter weiterfahren. Wir suchten uns
darauf ein schattiges Plätzchen, um uns eine Weile hinzulegen.
Dummer weise waren wir mitten in der Pampa, und das Wasser war fast
verbraucht. Der letzte Laden mit Wasser war 40 Km hinter uns. Nun
war es an
der Zeit einen klaren Gedanken zu fassen. Was sollten wir tun?
Weiterfahren
konnten wir bzw. Stephan nicht. Denn mit einem Sonnenstich oder
Hitzschlag
war nicht zu spaßen.
Wir hätten hier übernachten können, aber mit
¼ Liter Wasser und immer noch unbändigem Durst
unmöglich? Es war ja erst 14.00 Uhr.
Während Stephan sich ausruhte, entschloss ich mich dazu
über
eine steinige Nebenstraße in ein nahegelegenes Dorf zu fahren.
Doch
dort gab es keinen Laden. Das Dorf war ziemlich heruntergekommen. Ein
paar Männer fragte ich nach Wasser. Sie boten mir jedoch Wasser
aus dreckigen Plastikbehältern an. Ich lehnte dankend ab. Sie
verwiesen mich dann auf eine Art Apotheke gegenüberliegend. Doch
sie war
unbesetzt und ziemlich heruntergekommen. Ich kehrte also um und
füllte
aus einem Tümpel noch eine Flasche auf. In dem Tümpel
tummelten sich lauter Frösche und Wasserschildkröten. Dies
tranken wir
natürlich nicht, aber Stephan goss sich das Wasser dafür
über
den Kopf.
Es gab nun zwei Möglichkeiten: Entweder hohle ich trinkbares
Wasser, egal wie weit weg und wir übernachten hier, oder wir
stellen uns an die Straße in der Hoffnung uns würde ein Lkw
mitnehmen. Auf gut Glück stellten wir uns schließlich an die
Straße. Die meisten Lkws waren auf dem Weg nach Marrakech
natürlich voll beladen. Es mußte also ein leerer Lkw sein.
Tatsächlich, nach einer halben Stunde hielt ein Kleinlaster an.
Unsere Rettung! Der Fahrer nannte einen Preis, den wir ohne lange zu
feilschen sofort akzeptierten. Wir bezahlten 20 Dmark und zwar nicht
bis Imin-Tanoute sondern direkt ins 180 Km entfernte Marrakech. Somit
sparten wir eine Übernachtung und viele
Mühen. Stephan ging es währenddessen wieder etwas besser.
Doch
der Durst war immer noch groß. Nach ca. 2 Stunden Fahrt
waren
wir in Marrakech. Beim Ausladen bemerkte ich noch, dass mein Hinterrad
einen
Platten hatte. Schnell flickten wir den Reifen, um so schnell wie
möglich
ins Hotel zu gehen.
Das Hotel lag in einer Seitenstraße am berühmten
Platz Djemaa
el Fna. Unser Zimmer lag im obersten Stock. Von dort hatten wir einen
herrlichen Blick auf den Platz. Abends aßen wir auch dort und
genossen die orientalische Atmosphäre. Die Curry-Hähnchen mit
Pommes
waren sehr gut.
Die Strapazen des Tages hatten sich also gelohnt. Es war kaum
vorstellbar, noch vor ein paar Stunden hilflos irgendwo im Nirgendwo
ohne Wasser gewesen zu sein. Erschöpft fielen wir abends in
unser Bett.
3.Tag Donnerstag 2.08.2001
2.Tag
in Marrakech
Die Nacht zum Donnerstag war nicht sehr angenehm. Da unser
Zimmer in der
obersten Etage des Hotels lag und die sich von der Sonne aufgeheizten
Wände erst langsam abkühlten, schliefen wir wie in einem
Backofen, während es draußen angenehm kühl war.
Um 6 Uhr standen wir gerädert auf und
frühstückten oben
auf der Dachterrasse bei Sonnenaufgang mit herrlichen Blick auf
Marrakech. So sollte jeder Morgen beginnen!
Um 8 Uhr brachen wir dann zur Stadtbesichtigung auf. Zuerst
besuchten wir die Menara- Gärten.
Freundlich winkte uns ein Mann zu sich und verwies auf einen
Abstellplatz für unsere Fahrräder an einem Baum.
Natürlich verlangte er dafür ein paar Dirham. Nach einem
kurzen Abstecher bei McDonalds wollten wir zum Jardin Majorelle. Doch
dieses Unterfangen war schwieriger als wir zuerst dachten. Geschlagene
2 ½ Stunden irrten wir in
dem Straßenwirrwarr Marrakechs herum. Jedoch ohne
Straßenschilder, ungenaue Karten und auskunftsfreudige aber
unverständliche Marokkanern war es sehr schwierig.
Schließlich fragten wir dann einen Mann in Uniform am
Eingang eines
Gartens, der diesen bewachte. Mit Hilfe eines schon vorbereiteten
Zettels konnten wir dann den Garten „Jardin Majorelle" finden. Leider
war es mittlerweile schon 12 Uhr gewesen, und der Garten hatte
geschlossen. Also verschoben
wir den Besuch auf den nächsten Tag. Wir fuhren zum Hotel wieder
zurück. Bald darauf machten wir uns auf die Suche nach
Campinggasflaschen, und ich brauchte ja noch einen Teller. Nach einer
geschlagenen Stunde wurden wir
fündig. Ein Mann wußte genau wo wir so etwas finden konnten.
Der
Laden lag nur 200 Meter von unserem Hotel in einer kleinen Nebengasse
entfernt.
Beruhigt fuhren wir ins Hotel zurück.
Darauf gingen wir zum Basar und auf den Platz, um Fotos zu
machen. Nervig
waren nur die aufdringlichen Tänzer und Schlangenbeschwörer,
die sobald man den Fotoapparat aus der Tasche nahm angestürmt
kamen, um ein paar Dirham zu erhaschen.
Im Hotel wieder angekommen kochten wir zum ersten mal unsere
heiß geliebten Spaghetti. Abends schlenderten wir noch durchs
Getümmel und fielen um 23.00 Uhr ins Bett.
4.Tag Freitag 3.08.2001
3.Tag
in Marrakech
Am Vormittag haben wir dann endlich den Jardan Majorelle
besucht. Eine
wunderschöne Anlage mit einem blau angestrichenen Haus eines
bekannten Künstlers, der Pflanzen aus der ganzen Welt hier
anlegte. Als wir ein paar Fotos im Kasten hatten, genossen wir
noch die Ruhe an diesem
idyllischen Ort. Danach fuhren wir zu dem auf vielen Fotos zu sehenden
Stadttor Marrakechs. Dort kauften wir eine große Melone, die wir
zum Mittag im Hotel verschlangen. Nach ein paar Stunden Ruhe und
Entspannung stürzten wir uns ein weiteres mal ins Getümmel
der Basare. Abends saßen wir wieder auf der Terrasse und
beobachteten das Treiben auf dem Platz. Wir nahmen langsam Abschied von
Marrakech.
5.Tag Samstag
4.08.2001
Marrakech
- Telouet
Nachdem wir bei der ersten Etappe schlapp gemacht hatten,
fassten wir
nun neuen Mut und hofften auf Besserung. Wir hatten ehrlich gesagt doch
leichte Zweifel, da wir die bergigsten Streckenpassagen der Route erst
vor uns hatten. Diesmal kauften wir auf Anhieb 10 Liter Wasser
ein.
Die ersten 40 Km waren gut zu befahren. Ebene Straße
und etwas Rückenwind
machten uns das Fahren leicht. Doch mit der Zeit kamen die Berge immer
näher und schon ging es kilometerlang steil bergauf. Die Lkws
waren
auch nicht schneller, als wir und so konnten wir uns nach kurzer
Kommunikation
mit dem Fahrer die restlichen 5 Kilometer am Lkw hochziehen lassen.
Stephan
hielt sich links und ich rechts fest. Ich hatte etwas Probleme beim
festhalten,
da ich mit der linken Hand zugriff und der Lkw oft sehr weit nach
rechts
fuhr und ich damit an den Straßenrand gedrückt wurde.
Während
Stephan sich ziehen lassen konnte, fuhr ich dann im Windschatten des
Lkws.
Schließlich erreichten wir den Gipfel des 1470 m hohen
Berges. Danach ging es leider wieder ein paar hundert Meter wieder
bergab, denn
wir hatten noch heute einen 2260 m hohen Pass vor uns und jeden Meter
den
wir runter mussten, mussten wir wieder hoch. Ab dem Ort Taddert (1650m)
ging es dann den Tizi-n-Tichka (2260m) hinauf. Es hieß also noch
mal alle Kräfte zu sammeln, nachtanken und die verbrauchten
Kohlehydrate mit Keksen und Bonbons, die eigentlich für die Kinder
bestimmt waren, wieder aufzufüllen.
Die Landschaft war unglaublich beeindruckend. Kahle Berge
in allen Brauntönen.
Nette Franzosen reichten uns aus dem Auto etwas Wasser, und andere
Autofahrer
feuerten uns unter ständigem Hupen an. Bald war der Pass
erreicht.
Es war schon 18.30 Uhr und in einer Stunde würde es
dunkel werden.
Schnell ein Foto am Schild mit der Höhenangabe und schon ging es
weiter. Die Straße verlief zunächst flach. Es war sehr
kühl und sogar Gras wuchs dort. Wir hatten kurz überlegt hier
zu campen. Doch es konnte nach Telouet ja eigentlich nur noch bergab
gehen und so
war es dann auch. Nach ca. 15 Km erreichten wir erschöpft den Ort.
Im Halbdunkeln suchten wir nach dem nächstbesten Hotel.
Am Ortseingang stand ein Mann, als wenn er auf uns schon
gewartet hatte.
Der junge Mann kümmerte sich sehr fürsorglich um uns. Das
Hotel
hatte nur 2 Zimmer und das Restaurant war wie ausgestorben. Wir fragten
den Mann nach der Dusche im besten Französisch („Ou est-que la
douche sil vous plais, monsieur ?"). Er zeigte uns die Toilette und den
daneben
angebrachten Wasserhahn mit einem Eimer Wasser. Es dauerte eine Weile
bis
wir begriffen hatten, dass dies die Dusche sein sollte. Aber sich
das eiskalte Wasser mit einem Satz über den Kopf zu gießen,
hatte was erfrischendes. Danach fragte er uns was er uns denn zu essen
machen sollte. Er schlug uns „Tajine" ,ein landestypisches
Gericht,
vor. Während er das Essen zubereitete kam er immer wieder freudig
grinsend an, um sich mit uns zu unterhalten. Nachdem wir mit ihm den
extrem
süßen Tee ausgetrunken hatten kam das Essen. Es schmeckte
sehr
gut! Es stellte sich heraus das Tajine aus Gemüse, Fleisch und
Hirse
bestand. Satt, vielen wir zufrieden ins Bett.
6.Tag Sonntag 5.08.2001
Telouet
- Ait-Benhaddou
Auf nach Ait-Benhaddou!
Morgens frühstückten wir im Hotel. Es gab
Café au Laie
mit Weißbrot und Marmelade. Zum Abschied bestand der Mann auf ein
Foto mit uns beiden. Darauf verabschiedeten wir uns. Nach
anfänglicher guter Straße begann die 35 Km lange Piste. Wir
hatten uns die
Piste nicht so steinig vorgestellt. Unter kräftigem
Durchschütteln ging es langsam voran. Aber die Landschaft war sehr
reizvoll. Die Straße führte durch einen kleinen Canyon durch
den ein Fluss führte. Kinder begleiteten uns die ganze Strecke
entlang. Wir vergaben Bonbons
und leere Plastikflaschen. Ein paar Bengels wollten uns sogar mit
Steinen bewerfen. Wir drohten mit Fäusten. Diese Maßnahme
zeigte zum
Glück Wirkung. Verschreckt ließen sie die Steine fallen.
Andere
wollten aber auch nur lediglich unsere Tasche berühren oder mit
uns
Abklatschen.
Mit einem Jungen auf einem Esel lieferten wir uns auch ein
kleines Wettrennen.
Um 16.00 Uhr erreichten wir dann endlich Ait-Benhaddou. Dort gingen wir
in ein Hotel und besuchten anschließend zu Fuß die schon
oft als Filmkulisse verwendete Kasbah. Der Himmel war leider etwas
bewölkt
und es wurde langsam dunkel. Schnell machten wir ein paar Fotos mit den
letzten Sonnenstrahlen des Tages.
Ein kleines Mädchen
nervte
unerbittlich
Stephan
, weil sie nach ihrer Meinung auf einem Foto drauf war. Minutenlang
stand
sie bettelnd vor ihm. Doch Stephan blieb eisern und schließlich
zog sie davon.
Dann gingen wir über einen kleinen Pfad ins Dorf auf
den kleinen
Berg auf dem die Kasbah stand. Dort ließen wir den Tag langsam
ausklingen. Im Hotelzimmer kochten wir uns unsere obligatorische
Spaghettiration.
7.Tag Montag
6.08.2001
Ait-Benhaddou
- Boumalne
Um 6:30 Uhr war alles gepackt. Unser erstes Tagesziel war
Ouarzazate. Wir waren froh zu wissen, heute nur auf Asphalt fahren zu
können. Von der Piste hatten wir die Nase voll. Die 35 Km bis nach
Ouarzazate
legten wir schnell zurück. Dort sahen wir zum ersten mal einen
Supermarkt. Wir füllten uns dort unseren Spaghetti- und
Ketchupvorrat auf. Nach Ouarzazate wurde die Landschaft immer
wüstenähnlicher. Die Straße führte kilometerweit
nur geradeaus.
Wir bemerkten wie die Hitze stetig zunahm. Vor dem Ort
Skoura wurde es etwas
grüner. An einem Wasserlauf machten wir eine kurze Pause und
aßen
eine Honigmelone. Ein paar Jungs boten uns frisch gepflückte
Weintrauben
an, die wir dankend annahmen. Nach Skoura war die Landschaft wieder
etwas
öder. Es war 13.00 Uhr. Wir bemerkten, dass sich langsam Wolken
vor die Sonne schoben. Links von uns in den Bergen verdunkelte sich der
Horizont. Wir dachten es war Regen. Doch als der Wind immer
stärker wurde wussten wir, dass es aufgewirbelter Sand war. Es
entwickelte sich ein Sturm.
Gegen einen kräftigen Rückenwind hätten wir
ja nicht
auszusetzen gehabt, aber natürlich kam der Wind schräg von
vorne. Wir stemmten uns mit allen Kräften gegen ihn. Immer wenn
uns ein Auto überholte, kamen wir mächtig ins schwanken, da
uns kurz der Wind genommen wurde in den wir uns gelegt hatten. Es ging
40 Km so weiter.
Wir hatten es schon aufgegeben jemals in Boumalne heute
anzukommen. Wir spielten mit dem Gedanken irgendwo hinter einem
Hügel einen geschützten Platz zu suchen, um dort die Nacht zu
verbringen. Der Wasservorrat hätte gereicht. Wir erreichten
schließlich einen Ort 25 Km vor Boumalne. Wir hatten Glück,
denn von nun an säumten kleine Büsche
und Häuser den Straßenrand die den Wind abschirmten. Zuvor
ging
es über 40 Km mit durchschnittlich 8 Km/h voran, und von nun an
kamen
wir mit 25 - 30 Km/h vorwärts. Um 19.00Uhr erreichten wir im
Halbdunkeln endlich Boumalne. Wir fanden ein gutes billiges Hotel ( 60
Dirham = 12Dmark für uns beide). Im Zimmer noch schnell Spaghetti
gemacht, Gute Nacht!
8.Tag Dienstag 7.08
2. Tag
in Boumalne
Um 6 Uhr nach 8 Stunden mehr oder weniger Schlaf standen wir
auf. Die
Wärme und kläffende Hunde hatten uns mehrmals aus dem Schlaf
gerissen. Das Frühstück war dagegen um so besser. Es gab Cafe
au Lait, Butter und frisch gepressten O-Saft. Von der Terrasse aus
hatten wir einen Blick auf die langsam lebendig werdende Straße.
Heute
wollen wir die Dades-Schlucht mit dem Fahrrad erkunden. Zuerst
erledigten wir noch ein paar Dinge, wie Wäsche auswaschen,
Schreiben oder Sandalen reparieren.
Um 11 Uhr brachen wir dann auf. Die Straße, die durch
die Schlucht
führte, war zwar mit Asphalt überzogen jedoch 10
Schlaglöcher pro m² waren die Regel. Das Fahren war
überaus nervig. Aber um so schöner war die Landschaft.
Beeindruckend geformte Felsformationen säumten den Weg. Nach 25 Km
kehrten wir nach einer Stunde Pause
während der Mittagshitze wieder um. Um 16.00 Uhr erreichten wir
das Hotel. Dort kauften wir uns etwas zu trinken und setzten uns eine
Weile auf die Terrasse. Abends gab es Spaghetti mit Dosengulasch.
Unsere Route durch Südmarokko
9.Tag Mittwoch 8.08.2001
3. Tag
in Boumalne
Wir standen wiederum um 6 Uhr auf und genossen das leckere
Frühstück auf der Terrasse. Jede Woche Mittwochs war Markttag
in Boumalne. Um 8 Uhr brachen wir auf. Der Marktplatz lag direkt
gegenüber unserem Hotel. Wir waren dort die einzigen Touristen.
Wir versuchten interessante Menschen mit unserer Kamera zu erhaschen.
Bald sprach uns ein älterer Mann an der überraschend gut
deutsch sprach. Wir taten ihm den Gefallen und gingen mit ihm zu seinem
Verkaufsstand. Auf einer Decke waren zahlreiche Dolche, Messer, Ketten
und Armreife ausgebreitet. Wir hatten sowieso
vor ein Andenken zu kaufen. Wir hatten gleich 2 Dolche im Auge, die
sehr
alt aussahen. Es ging ans Feilschen. Wir forderten von ihm einen
Startpreis. 200 Dmark forderte er für beide Stücke. Wir
guckten ihn verblüfft an. Vielleicht etwas unverschämt
stiegen wir mit 50 Dmark ein. Er fing an zu lachen und meinte, dies sei
weit unter dem Einkaufspreis. Darauf wollten wir wieder gehen.
Hektisch bot er uns einen schnell herbeigezauberten Tee an
und forderte
uns auf, auf der Decke Platz zu nehmen. Ein Mann brachte einen
Sonnenschirm. Nun bildete sich eine Menschentraube um uns. Der Mann
ging mit dem Preis nun deutlich runter. Als er 150 Dmark sagte kamen
wir ihm mit 80 Dmark
etwas entgegen. Doch dies war ihm deutlich zu wenig. Am Vortag hatte
Stephan einem Mann vom Hotel getroffen der unbedingt Dinge tauschen
wollte,
wie Aspirin, T-Shirts, Hosen, Schuhe usw. Wir gingen deshalb mit einem
vollbepackten Rucksack mit Sachen die wir entbehren konnten auf den
Markt.
Nun präsentierten wir unsere Tauschsachen. Fahrradlampen, ein
Multifunktionswerkzeug, T-Shirts und Taschenmesser schienen ihm zu
gefallen, und er ließ
sich langsam erweichen. Als er bei einem Stand von 180 Dmark mir zum
Abschluss des Handelns die Hand geben wollte, reichte ich ihm meine aus
Reflex zum Glück nicht. Stephan warnte mich. Der Mann grinste
darauf
und er merkte, dass wir wussten was dies bedeuten würde. Ich
machte ihm mein neues Multifunktionswerkzeug schmackhaft. In
Deutschland
hatte ich dafür bei Globetrotter 30 Dmark bezahlt. Doch es sah
deutlich
wertvoller und ich erzählte, dass es einen Wert von 80 Dmark
hätte, was er uns ohne weiteres abnahm.
Schließlich einigten wir uns auf 100 Dmark und ein
paar Wertgegenständen. Nach einer halben Stunde wurden wir uns
endlich einig. Nachmittags haben wir uns etwas ausgeruht. Wir haben
Karten gespielt und Pläne für die nächsten Tage
geschmiedet. Es hatte zwischenzeitlich sogar geregnet und gedonnert.
Die Nacht war dafür seit langem angenehm kühl.
10.Tag Donnerstag
9.08.2001
Boumalne
- Erfoud
Ein Mann vom Hotel hatte uns zu sich nach Hause in Tinerhir
eingeladen, als er hörte, dass dies unsere nächste Station
sei. Doch wir wussten noch nicht, ob wir dort übernachten
würden. Es würde darauf ankommen, wie die 55 km bis dorthin
zu bewältigen waren.
Die Fahrt verlief jedoch überraschend gut und mit einem
Durchschnitt
von 25 Km/h waren wir schon um 10.00 Uhr dort. Damit war klar, dass wir
weiterfahren würden. Bis zum 142 Km entfernten Erfoud gab es
jedoch
keine Übernachtungsmöglichkeit. Wir hatten uns also
überlegt
einen 25km langen Abstecher nach Goulmina zu machen. Dort gab es einen
guten Campingplatz.
Da die nächsten 55 Km bis nach Tinejdad durch eine sehr
öde Landschaft führen sollten, deckten wir uns mit 8
1.5 Liter Wasserflaschen ein. Der Wind kam seitlich von der
Seite, wodurch mir das Atmen etwas schwer fiel. Um 14.00 Uhr kamen wir
in Tinejdad an. Dort
entschlossen wir uns doch nicht den Gesamtumweg von 50 km zu fahren,
sondern weiter Richtung Osten nach Erfoud (87 Km entfernt) zu radeln in
der Hoffnung vor der Dunkelheit dort anzukommen.
Zum Glück wurde unsere Weiterfahrt durch Rückenwind
erleichtert. Mittlerweile brach die Dämmerung ein und unsere Beine
wurden immer schwerer. Wie in Trance fuhren wir die restlichen
Kilometer mit leichtem Gang weiter. Plötzlich merkte ich einen
Stich im rechten Oberschenkel. Hinzu kamen Abschürfungen an meinem
Hintern direkt an der Naht der Hose die ständig bei jedem Tritt
brannten. Um 19.30 Uhr waren wir dann endlich da. 200 Km an einem Tag
und das bei fast 40°C im Schatten zerrten doch arg an den
Kräften. Wir stellen somit eine neue Bestmarke auf. Der
Campingplatz war dort recht gut. Duschen, Spaghetti und Schlafen, so
sah unser restliches Tagesprogramm aus.
11.Tag Freitag
10.08.2001
Erfoud
- Merzouga
Wir dachten die gestrige Fahrt könnte man nicht an
körperliche und geistige Anforderungen und Belastungen
übertreffen, doch es
wurde noch heftiger. Um 7.00 Uhr ging die Fahrt los. Diesmal
kauften wir ganze 10 1,5Liter Wasserflaschen ein. Am Kiosk stellten sie
uns wie immer zuerst nur eine Flasche hin, weil sonst niemand Wasser in
so großen Mengen kaufte. Der erste Teilabschnitt der Strecke (17
Km) war asphaltiert. Man merkte wie die Hitze stetig zunahm.
Als die Piste anfing stärkten wir uns noch mal mit
Honigbroten und Wasser. Nun gab es keine klar zu befahrene Strecken
mehr. An einem Punkt trennte sich der Weg in vier Teilwege. Man sah
lediglich nur die Spuren von den Jeeps. Manche Autofahrer fragten
uns, ob wir wirklich die Strecke fahren wollten und genug Wasser dabei
hätten. Wir fuhren meist auf einer Wellblechpiste, die schwer zu
befahren war, da unserer Fahrräder sehr schnell durch das Gewicht
stecken blieben. Mittlerweile waren es bestimmt zwischen 45 - 50°C.
Die Landschaft war sehr eben. Von weiten sah man die bis zu 100 Meter
hohen Sanddünen immer näher kommen.
Links und rechts von uns sahen wir zahlreiche Urlauber in
Geländewagen, aber auch Touristen in VW-Bussen oder einfachen
Kleinwagen die uns
überholten. Es wurde immer schwieriger den Weg einzuhalten, denn
manchmal teilte sich die Straße einfach. So kam es, dass wir uns
verfuhren. Autofahrer hatten uns am Anfang unserer Fahrt gewarnt, dass
Marokkaner oft den Touristen den falschen Weg zeigten, um sie in die
an den Dünen liegenden Hotels zu locken. Von weitem sahen wir
einen
Mann der mit seinem Moped angefahren kam. Er fragte uns, wo wir denn
hin wollten. Er meinte Merzouga liege in der anderen Richtung. Doch wir
waren überzeugt davon, auf dem richtigen Weg zu sein. Der Mann
fuhr
darauf beleidigt davon. Doch nach einer Weile bemerkten wir, dass die
Sanddünen
plötzlich rechts von uns lagen und die Piste nach links ins
Niemandsland abbog. Also fuhren wir die 5km wieder
zurück.
Diesmal hatten wir Rückenwind und der sonst so
erfrischende Wind
von vorne blieb aus. Der Schweiß tropfte im Sekundentakt
von der Lenkerstange. Hinzu plagte uns ein hartnäckiger Durst.
Sobald man einen Schluck aus der Flasche genommen hatte war der Mund
schon
wieder ausgetrocknet. Jetzt bloß nicht wieder verfahren. Unser
Wasser war zur Hälfte verbraucht und allmählich ging die
Hitze
und die kahle Landschaft an die Psyche. Das Atmen fiel uns schwer, denn
oft blies uns glühend heiße Luft in Gesicht. Bald trafen wir
auf ein paar Spanier an einer Kreuzung. Doch die wussten auch nicht den
genauen Weg. Eigentlich konnte nur der eine Weg der richtige Weg sein,
da wir aus der einen Richtung kamen und der andere sich als falsch
herausstellte. Doch wir mussten uns diesmal zu 100% sicher sein, da wir
uns einen weiteren Umweg nicht leisten konnten. Die Spanier nervten uns
etwas. Fröhlich, unbekümmert grinsend posierten sie an einem,
mitten in der Wüste stehenden, Hotelschild. Wir fuhren weiter.
Bald überholten uns
die Spanier hupend.
Der Wind wurde immer stärker. Wir erblickten kleine
Tornados am
Horizont, die den Sand hochwirbelten. Die Lippen wurden immer
spröder und mein Knie meldete sich von gestern schon wieder. Links
von uns zogen die riesigen Berge von Sand an uns vorbei. Der Anblick
war überwältigend und entschädigte für manches. Aus
den Oasen kommende Mopedfahrer fuhren, sobald sie uns erblickten, an
die etwas abgelegene Straße um für Hotels und Kameltouren zu
werben. Die meisten ließen wir mit einem kurzen „Bonjour" stehen,
denn wir wollten nur noch so schnell wie möglich ankommen. Um
16Uhr endlich erblickten wir die Oase Merzouga. Geschafft!!! Die
Menschen dort schauten uns mit großen Augen an
und verfolgten jede unserer Bewegungen.
Wir entdeckten einen Kühlschrank mit großen 1,5
Liter Coca-Cola
Flaschen. Wir kauften sofort 2 Flaschen. Eine große Schar
von Menschen standen plötzlich um uns und sahen uns an, als ob wir
soeben als Außerirdische hier gelandet seien. Besonderes
Interesse zeigten sie für unsere Fahrräder. Ein Fahrradtacho
sahen sie wohl zum ersten Mal. Wir führten es ihnen vor. Ein Mann
bot uns sogar einen Tausch an. 2 Kamele gegen unsere Fahrräder. Er
sagte er mache keinen Spaß. Das Angebot war sehr verlockend und
brachte mich zuerst zum Grübeln. Ich sah uns schon zurück
nach Agadir mit Kamelen
reiten. Das wäre sicherlich abenteuerlich geworden. Aber
schließlich
siegte die Vernunft und wir lehnten ab. Unsere Cola tranken wir
im
Nu aus. Der Verkäufer beobachtete dies und machte eine Geste, als
wenn wir uns sehr bald übergeben müssten. Doch wir hatten zum
Glück keine Magenbeschwerden bekommen.
Dann sprachen uns mehrere Campingplatzbesitzer an. Einer
forderte 15Dirham
ein anderer dagegen nur 5Dirham (1Dmark) für beide pro
Nacht. Wir willigten ein und er führte uns zu seinem
Campingplatz in der Nähe der 100Meter hohen Düne „Erg Chebbi"
. Als er erfuhr, dass wir mit dem Fahrrad von Erfoud gekommen waren,
war er deutlich überrascht und schien uns das nicht so richtig
abzunehmen. Der Campingplatz war halb mit einer Steinmauer umgeben und
zur Sandwüste hin offen. Wir waren dort die einzigen
Zelttouristen. Hatten also freie Auswahl. Der Mann meinte wir sollten
uns schützend hinter einen Baum stellen, da hier oft
Sandstürme tobten.
Wieder einmal hatten sich die Strapazen vollkommen gelohnt.
Der Blick auf die Wüstenlandschaft war atemberaubend und mitten
drin unser Zelt. Wahnsinn! Abends machten wir uns Spaghetti mit
Ratatouille. Die Sonne ging abends leider nicht direkt hinter den
Dünen unter, aber das wäre wohl zuviel des Guten gewesen.
12.Tag Samstag 11.08.2001
2.Tag
in Merzouga
Um 6 Uhr wurden wir wach. In der Nacht war es im Zelt
erdrückend heiß. Der weiche Sandboden speicherte noch lange
die Hitze des Tages und hatte die Wirkung einer Bodenheizung. Die
wunderschöne Düne im Morgenlicht war traumhaft. Wir waren
immer noch die einzigen Camper hier. Ich fuhr ins 200Meter entfernte
Dorf. Dort kaufte ich Wasser, Spaghetti usw.
Ein Mann schlich um mein Fahrrad herum, während ich dem
Verkäufer am Kiosk versuchte verständlich zu machen, was ich
haben wollte. Als er es anfasste, wurde ich doch etwas nervös und
ging zu ihm. Er bot mir wiederum einen Tausch an. Diesmal bot er mir
statt eines Kamels ein altes Moped an. Stephan hätte wohl etwas
dagegen gehabt, wenn
ich die Tour mit einem Moped weitergefahren wäre. Ich lehnte also
wieder ab. Um 9.00Uhr gingen wir dann Richtung Düne. Der
Anblick
war herrlich. Der erste Film Ruck -Zuck verknipst.
Von weitem sahen wir Menschen, die wir nur als kleine Punkte
wahrnahmen, die die Düne hochstiefelten. Dies konnten wir uns
natürlich nicht entgehen lassen. Während des Anstieges
bemerkten wir wie fit unsere Beine doch waren. Die anderen Touristen
sahen staunend zu wie zügig wir an ihnen mit einem freundlichen
Bonjour vorbeigingen. Oben angekommen eröffnete sich ein
herrlicher Blick über die ganze Sandwüstenlandschaft. Dort
trafen wir auch auf 3 Touristen auf Skiern. Einem Australier, dessen
Vater Österreicher war und zwei Spanierinnen. Mit dem Australier
konnten wir uns auf deutsch gut unterhalten. Sie gehörten einer
Reisegruppe an. Sie waren sehr erstaunt darüber, dass wir hier
ganz alleine auf eigene Faust waren.
Der Versuch die Düne herunterzufahren war weniger
erfolgreich. Sie blieben auf halben Weg stecken. Als es immer
heißer wurde gingen wir um Zelt zurück. Dort aßen wir
unsere neue Erfindung,
den Ei-Burger. Es bestand aus Fladenbrot, gekochte Eier, Ketchup und
Salz. Lecker und lang vorhaltend! Dann kam ein Sandsturm auf, der ca.
1Stunde lang anhielt. Da draußen zu sitzen unmöglich gewesen
wäre, verkrochen wir uns in unser Zelt. Am Abend ging es wieder zu
den Dünen. Im Abendlicht wirkte die Wüste noch schöner.
Durch den Sandsturm waren die Spuren der Touristen alle verwischt. Im
Nu war wieder ein Film voll. Kurz vor Sonnenuntergang tauchten Kamele
bzw. Dromedare zwischen den Dünen auf. Das Fotofieber wurde neu
entfacht.
Zufrieden genossen wir auf einem Dünenkamm sitzend den
Sonnenuntergang.
Darauf gingen wir ins Zelt und schliefen schweißbadend ein.
14.Tag Montag
13.08.2001
Merzouga
- Alnif
Um 6 Uhr standen wir wieder auf der Matte. Die Nacht war
schlecht. Fast
40°c im Zelt. Der Schweiß auf meiner Luftmatratze hätte
einen Pool füllen können. Außerdem hörte ich
nachts merkwürdige Geräusche am Zelt. Ich dachte an Schlangen
und
Skorpione. Ich hörte in bestimmten Abständen so ein
merkwürdiges
Zischen und bemerkte ein krabbelndes Geräusch an meinem Kopfende.
Stephan bekam von dem nichts mit und schlief seelenruhig.
Morgens sahen wir tatsächlich Spuren am und unter dem
Zelt. Schließlich
bemerkten wir einen Riesenkäfer aus einem Versteck hervor
krabbeln.
Erleichterung! Ach das Zischen verursachte, wie es sich später
herausstellte,
lediglich unsere Thermoskanne. Der Bus kam um 9Uhr. Der Mann meinte er
müsse noch auf eine Gruppe von Touristen warten, die morgens von
einer
Kamelwüstentour zurück kommen würden. Um den Mercedes
Bus
standen wie aus dem Nichts 25Leute herum. Wir fragten uns, wie all
diese
Menschen in diesen Bus passen würden. 8 Leute und unsere
Fahrräder
wurden auf dem Dach und 17 in dem Bus verstaut. Und los ging’s!
Grelle laute arabische Musik schallte mit ohrenbetäubender
Lautstärke
aus den Lautsprechern genau über meinem Kopf in der Mitte der
letzten
Reihe.
Gerade heute hatte ich dröhnende und stechende
Kopfschmerzen. Schnell
erkannte ich die Vorzüge des Fahrradfahrens. Nach 1,5 Stunden
endlich
das Ziel erreicht. Mitten in Rissani auf einem Platz hielt der Bus an.
Sofort umlagerten den Bus 20 Kinder. Während sich Stephan um die
Räder kümmerte, versuchte ich mich um das Gepäck zu
kümmern. Es war schwierig die ganzen Gepäckstücke alle
auf einmal im Auge zu behalten, da überall Kinder um mich
herumschwirrten. Bloß
weg hier! Unser Ziel war nun das Dorf Alnif. Merzouga bildete der
östlichste Punkt unserer Reise. Von nun an ging’s wieder Richtung
Agadir. Die Strecke war sehr schön aber auch sehr einsam. 95km gab
es keinen Ort. Kinder bettelten uns immer wieder an und kamen von weit
hergelaufen. An zwei
Kindern fuhren wir ohne große Beachtung zügig vorbei und
schon
flogen mal wieder Steine in unsere Richtung. Um 18.00Uhr kamen wir in
Alnif an. Das Hotel war dort sehr gepflegt und billig (6Dmark
p.P.).
15.Tag Dienstag 14.08.2001
Alnif
- Tazzerine
Ich hatte die Nacht auf einem großen Doppelbett
verbracht. Die
Nacht war mal wieder wie immer schweißbadend. Ich stand schon um
4.30Uhr auf. Um 5.00Uhr schellte der Wecker. Um 7.00Uhr ging’s dann los
ins 70km entfernte Tazzerine. Die Fahrt führte durch Arizona
ähnliche Landschaften. Die Straße führte an
beeindruckende Plateau - Tafelberge vorbei. Wir hatten etwas
Rückenwind und die
am Himmel hängenden Wolken spendeten uns oft Schatten. Um 13.00Uhr
waren wir in Tazzerine angekommen.
Die Anfahrt zum Campingplatz ging durch einen herrlichen
Palmenwald. Der Campingplatz war ein Palmengarten mit Swimming-Pool und
gemütlichen Sitzecken. Die Zeit verbrachten wir mit Schreiben,
Cola trinken und
Karten spielen direkt am Pool. Wir waren die einzigen Camper dort. Wir
fühlten uns dort wie Könige. Während vor uns
Gärtner
den Garten pflegten, saßen wir auf einer etwas höher
liegenden
Terrasse in einer mit Stroh überdachten Sitzecke. Die Nacht
verbrachten wir zum ersten Mal draußen direkt vor dem Zelt.
Die
fetten Kröten, die hier herum hüpften, versuchten wir zu
ignorieren.
Die Spaghetti aßen wir mit reinem Tomatenmark, da Ketchup rar war
in dieser Gegend. An den Kiosken verstanden sie häufig das Wort
erst
gar nicht.
16.Tag Mittwoch 15.08.2001
Tazzerine-
Zagora
140 Km standen heute auf dem Programm. Schweren Herzens
verließen wir den paradiesischen Palmengarten. Aber irgendwie
lockte auch wieder die Straße und weitere Abenteuer.
Um 7.00 Uhr waren wir startklar. Uns boten zwei
Möglichkeiten nach
Zagora zu kommen, entweder die 90 Km lange Pistenstraße oder die
140 Km lange Asphaltstraße. Wir entschieden uns dann den 50
Km langen Umweg zu fahren, da wir nicht wussten, wie der Zustand der
Piste war und ob es auf der Strecke irgendwelche
Verpflegungsmöglichkeiten gab. Die ersten 40 Km waren gut zu
befahren. Bald erschwerte ein starker Gegenwind unsere Weiterfahrt.
Bald hatten wir die Abzweigung nach Zagora endlich erreicht und nach
einer kalten Cola setzten wir zum Endspurt
durch das 70 Km lange Oasengebiet an. Während der Fahrt bettelten
uns immer wieder Kinder an, die Kugelschreiber und Bonbons haben
wollten. Manche verkauften aber auch Datteln in kleinen
selbstgebastelten
Körben. Unsere Beine wurden immer schwerer.
Wir stärkten uns mit Honigmelonen und Apfelsinen.
Erschöpft erreichten wir schließlich den Campingplatz in
Zagora. Unser Zelt stellten wir unter Palmen direkt an einem
Swimmingpool auf. Den Tag ließen wir am Swimmingpool mit einer
kalten Cola ausklingen.
17.Tag Donnerstag 16.08.2001
2.Tag
in Zagora
Durch die Hitze wurden wir beide schon um 5 Uhr wach. Zur
Erfrischung sprangen sofort in den Pool. Stephan ging dann um 7 Uhr
Brot kaufen, während ich mich noch mal hinlegte. Nach dem
Frühstück ging es ausnahmsweise zu Fuß in die Stadt.
Dort verkauften Kinder selbstgebastelte Fahrradmodelle. Die Kinder
wollten 50 Dirham für ein Fahrrad haben. Da wir mit ihnen nicht
groß feilschen wollten und auch die kreative Arbeit der Kinder
belohnen wollten, kauften wir uns jeder eins. Das war ein super
Andenken
an die Tour.
Nach ein paar Fotos gingen wir wieder zum Zelt zurück.
Danach kühlten
wir uns im Pool ab und ruhten uns im Schatten der Palmen auf unseren
Luftmatratzen aus. Am Pool hatten wir zuvor einen Mann getroffen, der
mit seiner Familie hier war. Wir kamen gut ins Gespräch, da
er schon oft Fahrradtouren durch Marokko und in der ganzen Welt
unternommen hatte. Eine Stunde tauschten wir unsere Erfahrungen und
Erlebnisse aus. Darauf mussten sie den Campingplatz verlassen.
Nach längerer Zeit entdeckten wir in einem Laden mal
wieder Ketchup.
Das Abendessen war gerettet. Doch etliche Kriechtiere insbesondere
Ameisen
nervten uns und verstärkten den Wunsch nach einem Tisch. Stephan
machte sich auf die hoffnungslose Suche nach einem Tisch. Zu meiner
Überraschung kam er Sekunden später hinter einem Busch mit
einem Holztisch anstolziert. Ein wahres Stück Luxus. Nach
einem erneuten Bad im Pool verschwanden wir im Bett.
18.Tag Freitag 17.08.2001
3.Tag
in Zagora
Die Nacht war überraschend kühl gewesen. Wir waren
froh zum
ersten Mal seid langem wieder ausschlafen zu können. Standen heute
auch erst um 7.30 Uhr auf. Nach dem Frühstück machten wir mit
unseren Bikes einen kleinen Ausflug auf den Berg Ibil. Die Piste war
sehr
schwer zu befahren. Wir mussten einen Teil der Strecke schieben, da sie
sehr steil und steinig war.
Um 12.00 Uhr waren wir dann oben. Von dort hatten wir einen
schönen Blick auf Zagora und auf die Tausenden Palmen des Draa
Tales. Dort entdeckten wir zahlreiche versteinerte Pflanzen in der
Felswand. Um 13.00 Uhr
waren wir wieder am Zelt. Weitere Stunden genossen wir auf der
Luftmatratze
schwimmend im Pool.
Nach einer Weile kamen weitere Deutsche hinzu. Wir lieferten
uns mit
14-jährigen Jungen Wasserschlachten. Sie stammten aus zwei
Familien, die sich im Urlaub kennengelernt hatten. Als wir erfuhren,
dass die
Väter der Jungen ein Lehrer und ein Professor war machte das
Ärgern
noch mehr Spaß. Später wollten sie Rache an uns nehmen. Sie
forderten ein Duell mit unseren Dolchen um Mitternacht am Pool.
Abends ging ich noch mal einkaufen. Ich kaufte als
Spaghettibeilage Thunfisch in Tomatensoße. Mir war klar das
Stephan wieder mal total skeptisch gucken würde. Und so war es
dann auch. Aber als wir Spaghetti mit Thunfisch verzerrten, hatte es
was von Bolognaise und von an wollte Stephan jeden Abend diese
Delikatesse. Abends spielten wir Karten und bemerkten wie
plötzlich fette Kröten im Dunkeln an uns
vorbei hüpften. Kröten sind zwar eklig, aber wir stehen zum
Glück nicht auf deren Speisekarte. Ach, zum Duell am Pool kam es
nicht mehr. Wir schliefen schon um 21.30 Uhr ein , da wir morgen
früh
aufstehen mussten und wir den kleinen Jungs eine schwere Niederlage
nicht
zumuten wollten.
19.Tag Samstag 18.08.2001
Zagora
- Agdz
Die Nacht war die beste im ganzen Urlaub. Morgens
spürte man ein leichtes
Frieren am Körper und ich wurde nicht einmal wach. Ausgerechnet
heute
schrillte um 5 Uhr der Wecker. Um 7.30 Uhr gings dann endlich los
nachdem
ich noch dreimal eingepennt war. Die deutsche Familie wollte heute auch
los.
Sie versprachen uns, später kalte Getränke zu reichen wenn
sie
an uns vorbei fahren würden. Wir wussten zwar nicht womit wir das
verdient hatten, aber wir verstanden es als Eingeständnis ihrer
Niederlage.
In froher Erwartung unseres Getränkelieferanten schauten wir uns
immer
wieder um.
Nach 30km Fahrt kamen sie endlich. Sie reichten uns zwei
kühle Wasserflaschen und wünschten uns gute Weiterfahrt. Die
Strecke war sehr gut zu befahren. Wir hatten Rückenwind und
genossen das Draa-Tal mit den Tausenden von Palmen und Kasbahs. Das
Draa-Tal (65 Km)war schnell durchquert. Dann ging es links ab Richtung
Westen nach Agdz (35 Km). Während einer Pause beobachteten wir
einen Jungen, der fieberhaft an einem Kamel aus Palmenblättern
arbeitete. Für ein paar Bonbons kauften
wir sie ihm ab. Nichtssagend blieb er eine Weile bei uns sitzen,
während wir unsere Melone aßen. Nachdem wir einem
Marokkaner noch
einen platten Reifen aufgepumpt hatten, erreichten wir um 15 Uhr den
Ort
Agdz. Auf dem Campingplatz waren wir wieder mal die einzigen Camper.
Ein
paar Tramper standen zur Abreise bereit.
Da wir leider keinen Thunfisch bekamen, gab es heute
Sardinen mit Ketchup.
Als Stephan daran roch und die kleinen Fische ohne Kopf und Schwanz
sah,
sagte er gleich: "Ich esse sie nicht!". Ich war zwar auch etwas
angewidert,
aber ich aß sie dennoch. Es sollte die letzten Spaghetti mit
Sardinen
gewesen sein. Abends entdeckten wir einen halb kaputten Tisch an dem
wir
noch eine Weile saßen.
20.Tag Sonntag
19.08.2001
Agdz
- Tazenakht
Der Wecker brüllte um 5 Uhr, meinte Stephan jedenfalls
zu mir. Zudem
meinte er noch ich hätte ihn selbst ausgestellt. Ich konnte mich
an
nichts erinnern. Es war eine schöne kühle Nacht. Ich
hätte noch Stunden weiter schlafen können.
Der Morgen war herrlich. Am Tisch Kaffee schlürfen,
Fladenbrot mit Schokocreme essen und ein bildschöner Sonnenaufgang
zwischen Palmen machten den Morgen perfekt. Jedoch wurde dieser
schöne Moment gestört. Plötzlich belagerten uns Hunderte
von äußerst aggressiven Fliegen, die sich ein Spaß
daraus machten, einem ins Ohr oder in
die Nase zu fliegen. Um 7.30 Uhr war Abfahrt. An der Rezeption fragten
wir eine sehr gut englisch sprechende Frau, ob die 100 Km lange
Pistenstraße eventuell schon stückweise asphaltiert war.
Tatsächlich bestand die Strecke nur noch aus 30km Piste. Nach 17
Km fing dann die Piste an.
Sie war leichter zu befahren, als manch andere Piste der bisherigen
Tour.
Nach 21 Km erreichten wir den Ort Taslo. Entgegenkommende
Franzosen mit Mietwagen fragten uns etwas verunsichert, ob dies der
richtige Weg Richtung Zagora sei. Dies war bestimmt ein Zeichen, dass
die asphaltierte Straße bald anfangen würde. Stephan blieb
weiter skeptisch. Tatsächlich nach 2 Km begann die Straße.
Um uns das Fahren
gleich schwierig zu machen, begann sie mit einer endlos langen
Steigung.
Zwei Pässe waren noch vor uns. Nach mehreren Steigungen erreichten
wir ein Dorf an einem riesigen Steinbruch. Dort kauften wir Cola,
Wasser
und versuchten mit Bonbons nervige Kinder ruhig zustellen.
Natürlich erfolglos!
Die Pässe (1160m und 1640m) waren zwar sehr
schweißtreibend aber recht gut zu überqueren. Zwischendurch
versuchten wir einem Radfahrer den Reifen aufzupumpen, doch sein
Rennrad-Ventil war kaputt. Um 16.15 Uhr erreichten wir Tazenakht.. Im
Reiseführer war ein sehr gutes und billiges Hotel notiert. Die
Hotelsuche war jedoch sehr mühsam. Nach mehrmaligen Fragen fanden
wir es schließlich. Direkt vor dem Hotel wurde gerade die
Straße neu asphaltiert. Abends aßen wir Spaghetti mit
Tomatenmark, Fisch und Brot.
21.Tag Montag 20.08.2001
Tazenakht
- Taliouine
Als ich aufwachte, spürte ich wie mir das Essen von
gestern Abend
noch immer schwer im Magen lag. Ich sagte gleich zu Stephan; "Heute
werde ich keinen Happen essen"! Dies war ein eindeutiges Zeichen, dass
etwas nicht mit mir stimmte. Sonst verschlang ich morgens vier
große Scheiben Brot. Statt Brot aßen wir eine Art
Trekking-Brei, den
ich bei Globetrotter gekauft hatte. Ich würgte ihn mir mehr oder
weniger runter.
Um 7 Uhr ging es dann los. Unser Ziel war heute das 85 Km
entfernt liegende Taliouine. Ich merkte gleich, es sollte ein harter
Tag werden: Gegenwind, stetig leichter Anstieg, schwer mit Wasser
beladen, schwere Beine, dröhnende Kopfschmerzen, ständiges
Gähnen und ein schmerzender, grummelnder Magen. Heute war
irgendwie alles zuviel für mich. Nach 15 Km hielten wir mit einem
sagenhaften Durschnittstempo von
12 Km/h an, um kurz zu verschnaufen.
Als ich vom Rad stieg überkam mich ein Schwindelgefühl und
mir wurde schlagartig heiß. Ich legte mich sofort ich den
Schatten unserer Fahrräder. Ich dachte der Tag wäre hiermit
für mich gelaufen. Nach 10 Minuten gings dann etwas besser. Als
ich aufstand mußte ich mich fast übergeben. Ich stieg
dennoch aufs Rad und wir fuhren
langsam weiter. An einer Tankstelle kauften wir eine Cola. Ich hatte
gehofft
meinen Magen vielleicht damit etwas aufräumen zu können. Das
Sodbrennen, das mich zudem plagte, hatte sich aber dadurch nur noch
verstärkt. Nach der Tankstelle wurde es dann richtig bergig. Zwei
Pässe ( 1650m und 1886m) waren noch zu überqueren. Ich bis
noch mal die Zähne zusammen.
Sobald ich wieder anhielt bekam ich wieder diese
Schwindelgefühle. Es mußte also ohne Stopps weitergehen.
Mein ersehntes Ziel war
ein Schattenplatz auf einem Campingplatz auf einer Luftmatratze
schlafend. Aber dafür waren noch einige Kraftanstrengungen
nötig. Die langgezogenen Steigungen nahmen kein Ende. Die
Straße war so schmal, dass Autos von der Straße ausweichen
mussten wenn sie aufeinander trafen. Zwei Autos fuhren sich dabei
gegenseitig die Spiegel ab. Während die Frauen und Kinder am Auto
warteten, standen die Männer wild gestikulierend mitten auf der
Straße. Bei Lkws und Bussen mussten wir sogar kurz von der
Straße fahren.
Vom starken Gegenwind waren meine Ohren fast taub. Deshalb konnte ich einen von hinten kommenden Bus nicht hören. Etwas unkonzentriert machte ich einen Schwenk nach links, kurz bevor der Bus passieren wollte. Stephan fuhr ein paar Meter hinter mir und warnte mich schreiend. In letzter Sekunde konnte ich noch nach rechts rüberziehen. Adrenalin schoss durch meine Glieder. Puh, dass war knapp! Nach diesem Schreck gings quälend weiter.
Bald erreichten wir die Spitze des 2.Passes. Von nun an
gings mit über
50 Sachen die letzten 10 Km ins Tal bergab. Eine letzte kleine Steigung
und
wir waren am ersehnten Ziel. Direkt nach dem Ortsschild sahen wir einen
Campingplatz.
Stephan griff zum Reiseführer, denn eigentlich hatten wir einen
anderen
Platz im Auge gehabt. Die Sonne knallte, die Luft stand und mir ging es
von
Sekunde zu Sekunde schlechter. Ich spürte den Zwang mich zu
übergeben
und spürte wie mir meine Beine langsam wegsackten. Stephan
blätterte
immer noch seelenruhig im Buch, während ich ihm versuchte
klarzumachen,
in welchen Zustand ich mich gerade befand. Der Platz hatte leider
nicht einen Schatten spendeten Baum aber dafür einen Pool.
Ich legte mich sofort in den Schatten der Rezeption. Ein
Schwarzafrikaner wies uns einen Platz in der prallen Sonne zu und
meinte wir könnten unser Zelt abends aufstellen. Darauf lud er uns
zum Pfefferminztee ein. Danach legte ich mich gleich wieder hin. Wir
hatten ihm erzählt,
dass wir beide Magenprobleme und Kopfschmerzen hatten. Nach einer Weile
taten wir ihm wohl leid und er bot uns als Schlafplatz ein Bungalow an,
indem
er sonst die Nächte verbrachte. Wir bedankten uns herzlich zumal
wir
keinen Dirham dazu bezahlen mussten. Nach dem Duschen legte ich mich
noch
einige Stunden hin. Endlich hatten wir, das am Morgen noch so weit weg
geglaubte Ziel erreicht.
22.Tag Dienstag 21.08.2001
Taliouine
- Oulad-Teima
Die Nacht war überraschend gut. Mein Magen hatte sich
etwas beruhigt.
Doch ich wachte mit mächtigen Kopfschmerzen auf und hatte wenig
Appetit auf ein Frühstück. Dennoch zwang ich mir etwas
runter. Danach ging es mir sogar schon viel besser. Unser Bungalow war
wirklich
traumhaft. Es lag direkt am Pool mit einem schönen Blick auf eine
imponierende Berglandschaft.
Um 7 Uhr waren alle Sachen gepackt und los gings. Heute
waren 145 Km
zu bewältigen. Der erste Streckenabschnitt war super zu befahren.
Wir konnten uns 30 Km fast nur rollen lassen. Je weiter es Richtung
Agadir ging, näherten wir uns langsam der Höhe des
Meeresspiegels. Doch aus Westen wehte ein starker Wind, gegen den wir
von nun an ständig zu kämpfen hatten. Wir versuchten den
Windschatten des Vordermannes abwechselnd zu nutzen, um Energie zu
sparen. Eine Bananenmilch sollte
uns die letzte Kraft für die restlichen 30 Km geben.
Um 18 Uhr erreichten wir endlich müde und kaputt
Oulad-Teima. Wir
stiegen in ein billiges Hotel (4Dmark p.P.) ab. In vielen Hotels gab es
keine Duschen sondern nur ein Wasserhahn auf der Toilette, von warmen
Wasser
ganz zu schweigen. Abends schlenderten wir noch durch einen
lebhaften
Basar. Dort entdeckten wir Ketchup und unsere heiß geliebte
Schokocreme.
In einem einheimischen Restaurant gingen wir essen, da wir uns nach
etwas
fleischiges sehnten.
Für 8Dmark bekamen wir gegrillte Hammelsteakstücke
mit Salat,
Brot und 2 Fanta. Sie kümmerten sich sehr fürsorglich um uns.
Zuerst kam der Salat. Eigentlich wollten wir auf Salat in Restaurants
aus hygienischen Gründen lieber verzichten, aber unter
erdrückenden Blicken der Kellner und Köche konnten wir
schlecht den Salat ablehnen. Das Essen war recht gut und der Salat
machte zum Glück keine Probleme. Danach gings wieder ins
Hotel zurück. Dort mussten wir Kräfte sammeln für die
morgen anstehenden 100 Km.
23.Tag Mittwoch 22.08.2001
Oulad-Teima
- Tiznit (112km)
Um 7 Uhr standen wir startbereit vor dem Hotel. Wir
bemerkten, dass
viele Leute in dicken Jacken herumliefen. Auf dem Rad froren wir sogar
bei Temperaturen unter 20°C. Starker Nebel lag über der
Stadt. Wir nutzten die Leuchtkraft meiner knallroten Fahrradtasche als
Nebelschlussleuchte.
Die ersten 30 Km waren schnell bewältigt. Immer wieder
versuchten Radfahrer, nachdem wir sie zügig überholt hatten,
sich an uns dran zuhängen um unseren Windschatten zu nutzen. Ein
Schmarotzer
hing fast 10 Km an unseren Hinterrädern. Nach der Abzweigung
Richtung
Tiznit, der 15 Km entfernten Küste entlang, wehte ein starker Wind
von der Seite. Das zuvor angenehme Windschattenfahren war nun
vorbei.
In unseren Pausen wurden wir immer wieder von irgendwelchen neugierigen
Leuten genervt. Ein Junge stand 10 min ohne ein einziges Wort zu sagen,
blöd auf uns glotzend, neben uns. Ein anderer bot uns frisch
abgeschnittene
Kakteenfrüchte an, die sehr gut schmeckten. Mit einer kleinen Gabe
war er zufrieden und zog davon. Ich spürte wieder ein starkes
Sodbrennen
und ich hatte immer noch keinen großen Appetit.
Bald kamen wir nur noch auf einen Durchschnitt von 10 Km/h.
An einer Werkstatt
hielten wir an um unsere Kette zu ölen. Zuvor hatten wir schon bei
vier anderen Tankstellen und Werkstätten gefragt, die aber kein
Tropfen
Öl hatten. Unfassbar! Anscheinend fahren hier alle Fahrzeuge ohne
Öl.
Mit Öl war das nervige Quietschen der Kette vorbei. Die letzten
Kilometer
waren qualvoll. 5 Tage am Stück über 500 Km waren wohl etwas
zuviel.
Um 16.30 Uhr kamen wir dennoch in Tiznit an. Da ich keinen Appetit auf
Spaghetti
hatte kaufte ich eine Tütensuppe, die sehr lecker war. Abends
wurde
es immer kühler, und wir mussten unsere Pullover anziehen. Dann
stiegen
wir in unseren gemütlichen Schlafsack.
24.Tag Donnerstag 23.08.2001
2.
Tag in Tiznit
Heute war mal endlich wieder ausschlafen angesagt. Um
7.30Uhr krochen wir
aus den Schlafsäcken. Beim Frühstück war die Sonne schon
sehr
kräftig. Danach gings zur Stadtbesichtigung. Die Gassen und
Einkaufsstraßen
erinnerten ein wenig an Tunesien. Doch man hatte keine ruhige Minute.
Ständig
nervten uns äußerst aufdringliche Geschäftsleute. Immer
die
gleichen nervtötenden Fragen: Ca va?, Parle vouz francais?, Erste
mal
hier?, Tauschen?,....blablabla......!!!
Irgendwann hatten wir die Nase gestrichen voll. Als uns
wieder einer
ansprach: Ca va? , francais? Wir zählten daraufhin alle uns in den
Sinn kommenden Länder auf: No..Zimbabwe, Japan,Norwegen,China....
Der Typ drehte sofort bei und machte einen total verwirrten Eindruck.
Die Taktik schien zu greifen. Am Nachmittag ruhten wir unsere
müden Knochen aus und verfolgten auf unserer Luftmatratze liegend
bei Cola
und Keksen den Schatten. Abends gab es dann wieder Suppe mit Brot bei
kühlen 22°C. bibber! Dann schliefen wir mit den Gedanken bei
der schweren morgigen Etappe ein.
25.Tag Freitag
24.08.2001
Tiznit
- Tafraoute (108km)
Um 5 Uhr schreckte uns der Wecker aus dem tiefen Schlaf. Der
Campingplatz
war in staatlicher Hand. Nachts war das Tor verschlossen. Stephan ging
ersteinmal zum Tor, um nachzusehen, ob es noch geschlossen war.
Plötzlich trat ein Polizist aus einem Versteck hervor. Stephan
fragte wann das
Tor geöffnet werden würde. Der Polizist hatte jedoch keinen
Schlüssel und deutete auf die Rezeption. Später winkte er
mich noch einmal zu
sich um mir in englisch das eher dem Arabischen glich klarzumachen, das
der
Schlüssel bei der Rezeption liege. Das wusste ich aber schon
längst.
Um 7 Uhr bemerkte uns ein in der Rezeption schlafender Mann
und schloss
uns auf. Nach 15 Km kam Stephan auf die tolle Idee, die am
Straßenrand
wachsenden Kakteenfrüchte zu pflücken. Ich ging mit einem
Messer
bewaffnet, das süße Fleisch schon schmeckend, los. Ich griff
zu und da war es schon zu spät!! Ich schrie laut auf.
AUTSCH!!
Fiese, kleine unscheinbare, spitze Stacheln hatten sich zu Dutzenden in
meine beiden Hände gebohrt. Mit gespreizten Fingern lief ich zu
Stephan
zurück. Da die Stacheln in beiden Händen steckten, war ich
nicht
in der Lage mir sie selbst rauszuziehen. Eine halbe Stunde lang bestand
Stephans
Aufgabe dann darin, unter meiner strengen Aufsicht Stachel für
Stachel
mit einer Pinzette rauszuziehen. Danach hatte ich noch etwas
Schwierigkeiten
den Lenker zu greifen.
Nach einer anfänglich hügeligen Strecke wurde es
dann richtig
steil. Der erste Pass (1100m) stand an. 15 Km ging es nur bergauf. Die
Beine wurden schon wieder immer schwerer. Etliche qualvolle Steigungen
überstanden wir schließlich auch noch irgendwie. Um 18 Uhr
erreichten wir völlig ausgelaugt den Campingplatz. Später
kamen noch 2 weitere Deutsche Touristen. Sogar ein Tisch mit zwei
Stühlen waren wie für uns bereitgestellt. Nach 5 Tagen gab es
endlich wieder Spaghetti mit einer herrlichen italienischen
Soße.
26.Tag Samstag 25.08.2001
2. Tag
in Tafraoute
Um 7 Uhr standen wir auf. Um 8.30 Uhr gingen wir auf
Erkundungstour mit unseren Bikes. Unsere Beine schmerzten immer noch
vom gestrigen Tag. Aber wir hatten ja heute Zeit. Phantasie anregende
Felsformationen gab es hier zuhauf. Imposant war eine vor einer
beeindruckenden Felswand stehende Moschee.
Nachmittags wollten wir uns endlich auf die Suche nach einem
Mitbringsel für Papa machen. Dies stellte sich als
äußerst schwierig heraus. Eigentlich hatte er ja schon alles
mögliche Zuhause. Nachdem wir einen aufdringlichen
Teppichhändler der uns in seinem Geschäft einen Tee anbieten
wollte nach einer Weile abgewimmelt hatten, gingen
wir wieder mal an einen der überlauten Musikläden vorbei. Da
kam mir die Idee. Eine typisch marokkanische Kassette wäre
vielleicht
das Richtige. Der Verkäufer spielte uns mehrere vor.
Schließlich entschieden wir uns für zwei Kassetten.
Abends gab es dann wieder Suppe mit Brot. Etwas
wehmütig saßen
wir noch ne Weile am Zelt, da dies wahrscheinlich der letzte Abend am
Zelt
seien würde. Nach ein paar Runden „MauMau" gingen wir ins
Bett.
27.Tag Sonntag
26.08.2001
Tafraoute
- Ait Baha
5 Uhr klingelte der Wecker. Draußen war es noch
stockdunkel. Müde
mit dicken Augen ging ich mit einer Taschenlampe Richtung Toilette.
Kurz vor dem Klo hörte ich ein tiefes hallendes Knurren. Ich
erinnerte mich, dass der Campingplatzbesitzer einen großen
schwarzen bulligen Hund besaß. Ich tastete mich langsam vor.
Einen Meter vor der
Tür trat plötzlich der Hund vor. Ich leuchte ihn an und seine
Augen leuchteten in der Dunkelheit. Ich bekam einen riesigen Schrecken
der mein Puls in die Höhe katapultierte. Ich schnellte zum Zelt
zurück.
Der Morgen fing schon gut an.
Um 7.15 Uhr war dann alle verpackt. Wir wollten heute, falls
wir es
schaffen würden, bis nach Agadir fahren (150 Km). Da wir uns auf
einer Höhe von 1600 Meter befanden und Agadir nahe Null sollte es
aber zu schaffen sein. Am Anfang mussten wir einen 8 K m langen Anstieg
bewältigen. Darauffolgend erwarteten wir eine schöne lange
Abfahrt. Denkste! Zahlreiche langgezogene steile Straßen
zermürbten uns. Hinzu stimmten die Kilometerangaben der Karte mit
den gefahrenen
Kilometern nicht überein. Wir hatten 20 Kilometer zu viel auf dem
Tacho. Unseren Plan bis nach Agadir zu fahren gaben wir auf.
Außerdem
lief uns die Zeit davon. Zudem hatte Stephan wieder mal einen Platten.
Er setzte einen schon geflickten Schlauch ein. Doch der Schlauch schien
ebenso undicht zu sein und Stephan mußte ihn zwischendurch immer
wieder aufpumpen. Nach 70km kam dann endlich eine fast 30km schöne
lange Abfahrt. Um 16.30 Uhr waren wir in Ait Baha. Dort suchten wir uns
ein billiges Hotel. Stephan fühlte sich abends krank. Er fror
ständig.
Nach einem kurzen Bummel durchs Dorf ruhten wir uns aus.
28.Tag Montag
27.08.2001
Ait
Baha - Agadir
Um 7.30 Uhr standen wir vor dem Hotel. Alles fertig zur
Bewältigung der letzten 60 Km nach Agadir. Heute konnte es, da wir
immer noch über 1000m über NN waren, nur noch bergab gehen.
Als wir den serpentinen-artigen Abstieg erreichten lag unter uns eine
riesige Nebelfront die Agadir
einhüllte. Wir zogen uns Pullover an, da es immer frischer wurde.
So richtig konnte man den Abstieg auch nicht genießen, da es
hundekalt
war und der dichte Nebel Wassertropfen am ganzen Körper
hinterließ.
Aber wir kamen schnell voran und gönnten uns kurz vor Agadir eine
einstündige Frühstückspause. Vorbeifahrende Marokkaner
boten uns Haschisch an. Man spürte, dass man sich in der Nähe
einer Großstadt befand.
In Agadir angekommen stiegen wir in ein 1Sterne Hotel ab und
kauften gleich eine "Bild am Sonntag". Wir saugten regelrecht die
Meldungen auf, da wir seit Wochen wie von der Außenwelt
abgeschnitten waren. Dabei merkte man aber auch wie banal und belanglos
manche Meldungen doch waren. In Agadir erlebten wir unseren zweiten
Kulturschock. Die vielen Autos, Geschäfte, Hotels und Menschen
waren uns am Anfang noch fremd, und wir sehnten uns wieder etwas nach
der Ruhe der Wüste zurück.
Nachmittags gingen wir an den Strand bzw. zum Essen.
Für nur 5Dmark
bekamen wir beide einen großen Hamburger mit Pommes. Danach
spazierten
wir in einen Marche, wo es viele Souvenirs und Lebensmittel gab. Da die
Spaghetti
und Ketchup sogar teurer waren als das Essen am Nachmittag, gingen wir
abends
auch wieder essen. Diesmal gab es ein halbes Hähnchen mit
Pommes.
29.Tag Dienstag 28.08.2001
Agadir
Der Tag der Abreise. Morgens waren wir noch einmal im
Marche, um das restliche
Geld loszuwerden. Stephan kaufte sich für 20Dmark ein
Lederportemonnaie.
Danach packten wir unsere Sachen, stellten die gepackten Räder im
Hotel
ab und gingen noch mal ins gleiche Restaurant wie am Vortag. Der Koch
freute
sich riesig uns wiederzusehen. Diesmal aßen wir
Fleischspieße
mit Pommes. War superlecker! Wir bedankten uns beim Koch und stiegen
dann
das letzte Mal auf die Fahrräder. Auf zum Flughafen! Der
Abflug
war um 18.30 Uhr. Ein letztes Foto am Strand und auf gings. 25 Km war
der
Flughafen entfernt. Um 15.00 Uhr erreichten wir das
Flughafengebäude. Nach einem kleinen Picknick vor dem Flughafen
zogen wir unsere Fahrradklamotten aus und marschierten ins
Flughafengebäude. Nachdem wir das restliche Geld ins Eis
investiert hatten, checkten wir ein. Um 18.45 Uhr hob die
Maschine ab.
Auch wenn die vierwöchige Tour zum Teil anstrengend
war, überwogen
die schönen Momente der Reise. Mein Bruder hatte fast 10 Kilo
abgenommen
und war dementsprechend etwas geschwächt. Aber wir waren
glücklich
und froh, die Fahrt gesund überstanden zu haben. Die insgesamt 23
Filme
und dieser Bericht werden die gewonnen Erfahrungen und Erlebnisse
festhalten
und die Tour unvergessen bleiben lassen.
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Hamburg
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