UnserWeg nach Istanbul:
Dresden
- Prag - Wien - Ljubljana - Venedig- Patras -
Athen
- Santorin - Kusadasi - Izmir - Istanbul
von
und mit Thomas und Stephan
1.
Tag (155 km)
Abfahrt
Geschafft!
Um 7.45 Uhr waren wir startklar zur Abreise. Bei den vorherigen
Fahrradtouren erreichten wir unsere Reiseziele stets mit Flugzeugen,
Bahnen oder Schiffen. Dieses Jahr fuhren wir direkt von
zu Hause los.
In
ca. 6 Wochen wollten wir das über 3000 km entfernte Ziel Istanbul
erreichen. Auf dem Weg dorthin wollten wir durch 6 verschiedene
Länder reisen und Städte wie z.B. Dresden, Prag, Wien,
Venedig, Athen erkunden.
Durch
die altbekannten Straßen unseres Dorfes radelnd, war die
Vorstellung jemals Istanbul zu erreichen wahnwitzig. Aber wie sagt man:
"Der Weg ist das Ziel". Mit diesem Motto ging es voran.
Die
obligatorischen Pannen nach hundert Metern waren nicht weit.
"Mein Tacho geht nicht!" oder "Mein Hinterrad ist lose!"
Heutiges
Ziel war der etwa 60 km vor Magdeburg gelegene Ort Gardelegen.
Sonnenschein
25°C machte das Fahren sehr angenehm. Um 17:00
Uhr fanden wir hinter Gardelegen in Zichtau einen Campingplatz. Wir
übernachteten
dort alleine.
2.
Tag (190 km)
Gardelegen
- Bitterfeld
4:30
Uhr: Der Wecker tat seinen Dienst. Die Luft aus den Matratzen lassen,
Schlafsack zusammenpacken und alles Ausgepackte wieder neu einpacken.
Ein typischer Beginn eines langen Tages auf dem Fahrrad.
Nach
60 km empfing uns Magdeburg mit alten hohen Plattenbauten. Für die
schönen Seiten Magdeburgs fehlte uns leider die Zeit. 130
Kilometer weiter waren wir auf einem Campingplatz in Bitterfeld, direkt
am Stausee an der Mulde.
|
3.
Tag (150 km)
Bitterfeld
- Dresden
Nach
15 km war die erste Panne da. Am Anfang noch ein leichtes Schleifen am
Hinterrad. Nach 5 Sekunden war das Schleifen dann vorbei. Mein Schlauch
war geplatzt. Wie konnte das passieren? Ein 5 cm langer Riss im Mantel
war die Ursache, so dass der Schlauch am Bremsbacken zerplatzte. Strafe
muss sein. Zu Hause dachte ich noch der alte Mantel wirds schon bis
Istanbul schaffen. Mit einem Draht wurde der Riss genäht und der
Mantel von hinten nach vorne gesetzt.
Kurz
vor Meißen bekamen wir die Elbe zu Gesicht. Eine sehr schöne
ebene Strecke führte uns nach Dresden. Den südlich gelegenen
Campingplatz von Dresden erreichten wir um 19:00 Uhr.
Nach
500 zurücklegten Kilometern war morgen Ruhetag bzw. Sightseeing
angesagt.
4.Tag
(10 km)
Dresden
Es
war mal wieder ein bewölkter Tag. Zu den Sehenswürdigkeiten
Dresdens gehört das Schloß, der Zwinger, die Semperoper, die
Frauenkirche und natürlich die Elbe. Eine wirklich schöne
Stadt. Am Abend ruhten wir uns aus. Morgen wollten wir bereits nach
Tschechien bzw. Prag.
5.Tag
(180 km)
Dresden
- Prag
Ohne
Frühstück packten Thomas und ich unsere Sachen und fuhren um
6:00 Uhr in Richtung Prag. Heute stand eine Premiere auf dem Programm.
Erstmals wollten wir eine Landesgrenze per Fahrrad überqueren.
Nach 30 km machten wir in Pirna Halt. Dort wurden wir auf den
Fahrradweg an der Elbe aufmerksam, der uns bis zur tschechischen Grenze
führte. Ein sehr schöner Fahrradweg.
Tschechien
begrüßte uns mit Night Clubs an den Straßenseiten
und wenig später standen Prostituierte an den Straßen.
Weiter
ging es nach Usti und Litomerice. Dort legten wir eine Zwangspause ein.
Um 14:00 Uhr hörten wir erstmals Donnern und kurz darauf goß
es in Strömen. An einem Supermarkt fanden wir Schutz. Eineinhalb
Stunden später wagten wir uns trotz Nieselregen wieder nach
draußen.
Bei leichtem Dauerregen und 120 km in den Beinen hieß es nun
Zähne
zusammenbeißen, um die letzten 60 km nach Prag zu schaffen. Nach
jeder Steigung hofften wir es sei die Letzte.
Um
19:30 Uhr hatten wir endlich Prag erreicht und übernachteten auf
einem kleinen Campingplatz im Norden von Prag.
6.Tag
Prag
Die
Golden Stadt zeigte sich morgens von seiner regnerischen Seite. Die
ganze Nacht bis morgens um 10:00 Uhr hatte es durchgeregnet. Die 5 km
zur Innenstadt fuhren wir mit dem Fahrrad und stellten sie am
Pulverturm ab.
Unser
erstes Ziel war die Karlsbrücke. Schon von weitem sah man die
Touristenmasse auf der Brücke. Wir steigen erst einmal auf den
Brückenturm, der fast menschenleer war. Die Astronomische Uhr,
Nikolaus und Altstädter Ring sind weitere
Sehenswürdigkeiten.
Auf
dem weg zurück zog ein Gewitter auf. Gerade noch rechtzeitig
erreichten wir das Zelt. Ein Ärgernis auf dem Campingplatz waren
hunderte von Nacktschnecken, die an allem hoch liefen und einen
glibberigen Schleim hinterließen. Abends gab es mal wieder
Spaghetti, und wir packten die Sachen für morgen zusammen.
7.Tag
(65 km)
Prag
- Benesov
Auf
dem Weg nach Wien sollte Budweis bzw. Trebor ein Zwischenziel sein.
Morgens fuhren wir nocheinmal an der Moldau entlang mitten durch Prag,
als Thomas erstmals Schmerzen am Knie hatte. Wir fuhren langsam weiter
bis nach Jesenice (30 km hinter Prag), als Thomas an seinem Knie eine
starke Schwellung bemerkte und er es nicht mehr einknicken konnte. Was
nun? Wieder zurück nach Prag und die Reise eventuell mit dem Zug
fortsetzen?
Nach
einer Stunde Pause in einem Bushäuschen, versuchte Thomas mit
einem Bein weiterzufahren, dann langsam mit Beiden. Nach 10 km befand
sich ein Campingplatz, der leider vollständig belegt war.
Unter
Schmerzen fuhr Thomas noch 20 km weiter zum nächsten Platz nach
Benesov. Tennisplatz, Schwimmbad, Sauna und Fitnessraum, alles war
vorhanden. Der Preis hielt sich zum Glück in Grenzen. Nun war
regenerieren angesagt und wir hofften auf eine Heilung über Nacht.
Sollte der Fahrradurlaub bereits hier zu Ende sein? Wir konnten es
nicht glauben.
8.Tag
Benesov
Die
Nacht brachte keine Besserung für das Knie. Regelmäßig
kühlte Thomas sein Knie unter der Dusche. Währenddessen fuhr
ich alleine nach Benesov und informierte mich über die
Zugverbindungen nach Budweis. Um keine weiteren Tage zu verlieren,
entschlossen wir uns
mit dem Zug die Reise fortzusetzen. Unser Ziel war morgen abend das
Zelt
in Wien aufzuschlagen.
9.Tag
Benesov
- Wien
Wir
erwarteten einen stressigen Tag. Denn Bahnfahren mit Fahrrädern
war uns allzu gut bekannt. Um 8:30 Uhr sollte der Zug in Benesov
abfahren. Dabei war die Verständigung mit den Bahnangestellten
äußerst schwierig. Nur mit Zetteln und Handzeichen konnten
wir uns unterhalten. Wir fragten uns von welchem Gleis der Zug abfuhr.
Das stellte sich aber erst bei der Einfahrt des Zuges
heraus.
Um
10:30 waren wir in Budweis. Wir nahmen gleich den nächsten Zug zur
tschechisch-österreichischen Grenze und fuhren weiter nach Wien.
In Wien angelangt fuhren wir über die Donau auf den
nord-östlich gelegenen Campingplatz.
10.-12
Tag
Wien
Mit
dem Bus ging es morgens in die Innenstadt. Es war ein herrlicher Tag.
30°C und keine Wolke in Sicht. Zuerst ging es zum Prater (Eintritt
7,50 Euro), eindeutig zu teuer. Dafür gönnten wir uns den
Aufstieg auf den Stephansdom (2,50 Euro). Dann weiter zur alten
Hofburg,
Peterskirche, Parlament, Rathaus, Burgtheater und Votivkirche. Am
nächsten
Tag stand die Karlskirche und Schloss Schönbrunn auf unserem
Programm.
Am
dritten Tag versuchten wir wieder mit dem Fahrrad in die Stadt zu
fahren. Es sollte morgen eigentlich mit dem Fahrrad weitergehen, aber
heute hatten wir noch starke Zweifel, das geplante Ziel Hartberg zu
erreichen.
13.
Tag (140 km)
Wien
- Hartberg
Endlich
ging es wieder aus eigener Kraft voran. Wir waren aber
beide sehr pessimistisch unser Ziel zu erreichen. Bei jedem Tritt
hatten
wir Angst die Verletzung könnte wieder aufbrechen und damit die
Fahrt
zu Ende sein.
Nach
20 km waren wir endlich nach einer Irrfahrt durch Wien am Ende der
Stadt. Nach 90 km relativ flacher Fahrt zeigten sich die ersten Berge
der Alpen. Nach dem Ort Aspang kam kilometerlang eine 8 prozentige
Steigung, bis auf 1000 m Höhe. Frierend fuhren wir wieder bergab
in Richtung Hartberg.
19:00
Uhr: Wir hatten es geschafft! Im Regen stellten wir unser Zelt auf dem
Campingplatz auf und statteten Mc Donalds einen Besuch ab.
14.
Tag (140 km)
Hartberg
- Maribor
Morgens
der erste Schreck, das Knie war wieder angeschwollen. Thomas hatte aber
keine Schmerzen, so wagten wir die Weiterfahrt nach Maribor. Eine
hügelige Strecke führte uns über Gleisdorf nach
Graz. Maribor lag 25 km hinter der österreichisch-slowenischen
Grenze.
Der Campingplatz lag 5 km hinter der Stadt. Es war eher ein Bauernhof
mit
Hotel und für Camper ein aufgestelltes Dixi-Klo. Stolze 14,- Euro
wurden verlangt. Wir wurden erstmals auf die unerwartet hohen
Lebenskosten in Slowenien, trotz eigener Währung, (slow. Tolar)
aufmerksam.
15.
Tag (140 km)
Maribor
- Ljubljana
Zugang
für Radfahrer verboten! An der Hauptstraße nach Ljubljana
stand dieses Schild. So folgten wir der Anweisung und fuhren durch die
Dörfer links und rechts der Straße. Schnell wurde uns klar,
dass wir so doppelt so lange brauchen würden. Nach 15 km fuhren
wir wieder auf der Hauptstraße.
Vor
Celje mußten wir mehrere Steigungen von 18% überwinden, die
wir nur mit Schieben bewältigen konnten. So war man kaum langsamer
und es schonte die Beine. Um so mehr taten die Arme weh.
Die
Straße war fast unbefahren, als auf einmal Autos nach
dem anderen und insbesondere LKWs an uns vorbeischlichen. Unser Pech,
die
Autobahn war gesperrt.
In
Ljubljana angekommen fanden wir einen nördlich gelegenen
Campingplatz. Mal wieder sehr teuer. Sie verlangten 15,-Euro.
16.
Tag
Ljubljana
Eine
weitere Hauptstadt wartete auf unseren Besuch. Laut einer
Broschüre aus Slowenien soll sie eine der schönsten
Städte Europas sein. Wir ließen uns überraschen.
Die
Altstadt machte einen kleinen, gemütlichen Eindruck. Interessant
ist auch die sogenannte Drachenbrücke, die auf jeder Ecke einen
Drachen aus Kupfer besaß. Überragt wird die Stadt von einer
Burg, von der man einen tollen Überblick hat.
17.
Tag (120 km)
Ljubljana
- Nova Gorica
Auf
nach Italien! So dachten wir. Aber es kam anders. Nach 65
km flacher Strecke, mußte ein Berg von 850 m Höhe
bewältigt werden. Nach einem Kilometer hörte ich ein lautes
Knacken hinter mir. "Was ist los?",fragte ich. Thomas ahnte böses.
"Ich mag gar nicht
hinschauen!",sagte er. Tatsächlich! Es sah sehr übel aus. Das
Schaltwerk am Hinterrad war durchgebrochen. Dazu einige Speichen stark
beschädigt.
Eine
Werkstatt mußte her, aber sonntags? Wir kürzten die Kette,
so daß er einen Gang fahren konnte. Es ging langsam weiter.
Eine
lange Abfahrt führte uns in die Ebene von Triest. Die erste
Grenzüberfahrt scheiterte, da es nur eine Lokalgrenze war. Auch
der zweite Versuch scheiterte, da die Straße uns wieder nach
Slowenien führte. Wir beschlossen in Nova Gorica zu
übernachten.
An
der Hauptstraße stand ein Haus mit einem großen Garten mit
Apfelbäumen. Wir fragten die Hausbesitzerin, ob wir eine Nacht in
ihrem Garten verbringen dürfen. Sie schaute uns sehr skeptisch an.
Vielleicht lag es an Thomas pechschwarzen Händen von der
Reparatur. "Si", das erlösende Wort kam aus ihrem Mund.
Sie
bot uns dazu noch Seife an und ihr Mann schenkte uns später
Aprikosen.
18.
Tag (110 km)
Nova
Gorica - 55km vor Venedig
Morgens
wollten wir Thomas Rad reparieren lassen. Dazu fuhren wir nach Goricia
in Italien. Schnell war ein Fahrradgeschäft gefunden. Um 9:00 Uhr
sollte es aufmachen. Doch auch um 10:00 Uhr regte sich nichts.
Daraufhin erklärte uns ein Mann, daß in Italien alle
Fahrradgeschäfte am Montag geschlossen haben. Na super, wieder
zurück nach Slowenien.
Nach
langem Suchen fanden wir eine Werkstatt. Nach eineinhalb Stunden war
alles fertig.
Es
war halb eins und Venedig 150 km entfernt. Nach sehr flacher Fahrt
waren wir noch 55 km von Venedig entfernt, als ein Gewitter aufzog. Wir
entschlossen uns wieder privat zu übernachten.
Wir
entdeckten eine Frau auf einem Bauernhof und versuchten ihr unser
Anliegen klarzumachen. Das Gewitter half uns und die Frau und der
dazukommende Mann sagten schließlich ja.
Während
der Nachbarhund uns noch sehr kritisch beobachtete, kochten wir unsere
Spaghetti in der Küche des Bauernhofes. Als Nachtisch wurde uns
selbstgemachter Weißwein auf der Veranda gereicht.
19.
Tag (45 km)
Venedig
Frischer
Kaffee stand morgens auf dem Küchentisch. Nach einem
Abschlußfoto mit den Beiden (trotz leichter Scheu der Frau, da
ihre Frisur nicht perfekt saß), fuhren wir mit einem lauten
"Tante Grazie" und "Ciao" vom Hof.
Nach
ruhiger Fahrt war Camping "Rialto" (8 km vom Zentrum entfernt)
erreicht. Nach zwei Tagen ohne Duschen fühlte man sich mal wieder
sauber. Das Thermometer zeigte 35°C.
Wir
fuhren in die Innenstadt und schlängelten uns durch die Gassen zum
Markusplatz. Fotomotive ohne Ende.
Am
Abend kramten wir unsere Griechenlandkarte hervor. Von Venedig
fährt eine Fähre nach Igoumenitsa, die über Korfu weiter
nach Patras fährt.
Wir
entschlossen uns in Patras von Bord zu gehen und dann über Delphi
nach Athen zu radeln. Dadurch mieden wir die fast 2000m hohen Berge bei
den Meteora Klöstern.
20.
- 21. Tag
Venedig
- Patras
Unsere
Fähre nach Patras legte erst um 19:00 Uhr ab. Pro Person kostete
die 35-stündige Überfahrt 58,-Euro (Fahrrad kostenlos)
für einen Platz auf dem Deck. Rucksack, Luftmatraze, Schlafsack,
alles nötige für zwei Nächte hatten wir dabei.
Einen
tollen Blick hatte man bei der Abfahrt auf den Markusplatz und ganz
Venedig. An Bord suchten wir erst einmal ein Schlafplatz. Am Heck
rieselte regelmäßig die Asche des Schornsteins herunter. Wir
fanden ein optimales Plätzchen, das von drei Wandteilen
umschlossen und so wind- und sonnengeschütz war. Essen, Schreiben,
Lesen und Schlafen waren die Hauptbeschäftigungen des
nächsten Tages.
Um
19:30 machten wir Halt in Igoumenitsa. Nach einer Stunde weiter nach
Korfu und wieder nach Süden in Richtung Patras.
22.
Tag (125 km)
Patras
- Delphi
Um
6:30 Uhr erreichten wir den Hafen von Patras. Unser Ziel Delphi lag 120
km entfernt. Nach 9 km verließen wir bereits die Peloponnes und
überquerten den Golf von Patras mit einer kleinen Fähre (15
min).
Ein
seltenes Glück. Der Wind kam aus Westen. Wir hatten
Rückenwind. Über Nafpaktos radelten wir entlang der
griechischen Küste. Gespannt warteten wir auf den Schlussanstieg
nach Delphi. Nach ein paar Kilometer Fahrt durch eine Ebene mit
Olivenbäumen und ohrenbetäubenden Zirpen der Grillen zogen
sich lange Serpentinen nach Delphi hoch.
Nach
12 km nur Steigung waren wir schweißgebadet oben. Der
Campingplatz lag 1,5 km vor der Stadt.
23.
Tag
Delphi
Delphi
ist für seine Ausgrabungen bekannt. Zuerst besuchten wir den
Rundtempel und von dort aus hoch hinauf zum Stadion der Römer.
Insbesondere die tolle Lage der Stätte macht Delphi so
interessant.
24.
Tag (205 km)
Delphi
- Athen
Diese
Strecke wollten wir eigentlich in zwei Tagen zurücklegen, aber
Campingplätze waren nicht vorhanden. Die ersten 10 km hinter
Delphi ging es nur bergauf, dann 20 km Gefälle.
In
Thiva entschlossen wir uns für die längere aber flachere
Strecke entlang der Autobahn. Diese war aber ganz schlecht
ausgeschildert. Mehr Probleme hatte ich mit meiner Pedale, die immer
wieder festsaß und nur durch Rückwärtstreten zu
lösen war.
Dreißig
Kilometer vor Athen war unerwartet ein sehr hoher
Berg zu überwinden. Um 21:45 Uhr hatten wir den Gipfel erreicht.
Im
Norden Athens waren 25 km vom Zentrum zwei Campingplätze
eingezeichnet. Aber wo? Eine große Umfrage bei den Autofahrern an
einer Kreuzung brachte keine Klarheit. Wir beschlossen frei zu
übernachten. Unser erstes Ziel war McDonalds, wo wir uns wuschen
und nach über 200 km endlich etwas in den Magen bekamen. Um 0:30
Uhr machte McDonalds zu und wir fanden hundert Meter weiter einen
optimalen Schlafplatz auf zwei Bänken bei einer Kirche.
25.
- 26. Tag
Athen
Nach
einer sehr warmen Nacht fuhren wir auf den Campingplatz direkt an einer
achtspurigen Straße mit entsprechendem Lärm und Gestank. Am
Nachmittag war unser Ziel Piräus (10 km), wo wir die
Fährtickets nach Santorin kauften.
Am
nächsten Tag besuchten wir die Akropolis (Eintritt 12,-Euro,
Student 6,-Euro). Ein besonders schönen Blick hat man vom
südlich gelegenen "Filopapou Hill", der im Gegensatz zur Akropolis
menschenleer war.
Abends
packten wir bereits unsere Sachen zur Weiterfahrt nach Santorin.
27.
Tag
Athen
- Santorin
Das
Schiff "Express Apollon" der Reederei "Hellas Dolphins" fuhr um 8.00
Uhr los. Eine zehnstündige Schiffsreise über Paros,
Naxos und Ios erwartete uns. In Begleitung hunderter Rucksacktouristen
verbrachte man die Zeit an Bord.
18:00
Uhr: Das Schiff bog in den Vulkankrater Santorins ein. Die weißen
Häuser leuchteten weiß auf dem Kraterrand aus rötlicher
Lava. Ein toller Anblick.
Im
Hafen standen bereits die Campingplatzbesitzer und verfrachteten die
Touristen in ihre Kleinbusse. Uns erwartete dagegen ein zwei Kilometer
langer Anstieg auf den Krater. Schweißgebadet kamen wir oben an
und folgten dem Schild "Santorini Camping" nach Fira. Im Dunkeln
aßen wir vorm Zelt unsere Spaghetti.
28.
- 30. Tag
Santorin
Der
schönste Ort der Insel liegt nordwestlich Santorins. Ia (Oia) ist
10 km von Fira entfernt. Während die meisten Touristen den oberen
Hauptweg entlang schlenderten, marschierten wir kreuz und quer durch
alle entdeckten Gassen am Berghang des Dorfes. Postkartenmotive ohne
Ende.
Südlich
der Insel liegt Akrotiri. Dort wurde eine 3450 Jahre alte Stadt
freigelegt, die durch den Vulkanausbruch verschüttet wurde.
Außer den Grundmauern stehen noch ganze Hausfassaden bis zu vier
Etagen hoch.
Ein
Stück weiter gelangt man über einen Fußpfad zum "Roten
Strand". Eine sehr schöne Strandbucht, die leider durch
Liegestühle vollständig bedeckt war.
Auf
dem Weg nach Fira liegt der Ort Pirgos. Ein interessanter Ort mit
vielen Fotomotiven. Auf dem Heimweg zeigte unser Tacho 2000 km an.
In
Fira ist ein Abstieg zum Hafen unverzichtbar, ob Esel, Seilbahn
oder zu Fuß.
31.
- 32. Tag
Santorin
- Paros - Samos - Kusadasi - Ephesus
Der
Abschied von Santorin fiel schwer. Um in die Türkei zu kommen,
mußten wir zuerst über Paros nach Samos fahren und dann nach
Kusadasi überschiffen.
Die
"Blue star Naxos" brachte uns nach Paros (Ankunft: 10:30 Uhr). Vierzehn
Stunden später fuhr das Anschlußschiff mit 2 Stunden
Verspätung nach Samos ab.
Endlich
mal wieder eine kühle Nacht an Deck des Schiffes. Nach einer
Zwischenstation auf Ikeria erreichten wir Samos um 8:30 Uhr.
Im
Hafen von Samos besorgten wir uns gleich die Tickets nach Kusadasi. Der
Preis (pro Person 30,-Euro) war uns für die eineinhalb Stunden
Überfahrt war uns bekannt. Wir wußten aber nichts über
die Port-Tax Gebühren. Auf Samos für jeden 8,-Euro und in der
Türkei nochmals 13,-Euro. Die hohen Preise sind wohl auf das
schlechte Verhältnis zwischen Griechenland und der Türkei
zurückzuführen.
Die
Personenfähre legte um 19:15 an. Dann folgte eine nervende
Passkontrolle. Erst im Halbdunkeln erreichten wir den 20 km entfernten
Campingplatz bei Ephesus direkt am Meer.
Nach
den hohen Preisen in den Ländern zuvor endlich wieder preiswerte
Übernachtungen (pro Nacht: 10.000.000,- T.Lire, ca. 6,50
Euro)
33.
Tag
Ephesus
Das
antike Ephesus ist heute unser Ziel. Die Ausgrabungsstätte war 6
km entfernt.
Am
sehenswertesten ist das größte Theater der Türkei und
die nahezu vollständig restaurierte Bibliothek. Dabei sind die
Ausgrabungen noch längst nicht abgeschlossen. Erst ein kleiner
Teil wurde von der Stadt freigelegt.
Am
Nachmittag gingen wir zum ersten mal Baden.
34.
Tag (75 km)
Ephesus
- Izmir
Mit
der aufgehenden Sonne machten wir uns auf den Weg ins 70 km entfernte
Izmir. Der Asphalt der Straße war sehr grob und seitlich oft
gewellt und löchrig. Wir hofften nur, dass sich das bis Istanbul
bzw. Bandirma bessern würde.
Langsam
erreichten wir die Schnellstraße nach Izmir, die
zweitgrößte Stadt in der Türkei. Dem entsprechend fuhr
ein Auto nach dem anderen an uns vorbei. Da der Campingplatz zu weit
außerhalb lag, gingen wir in ein billiges Hotel (12,-Euro).
Abends
aßen wir unseren ersten Döner.
35.
Tag (105 km)
Izmir
- Bergama
Thomas
und ich schleppten unser Gepäck und Fahrräder aus dem
Hotelzimmer. Auf ins Getümmel. Die Stadt nahm einfach kein
Ende.
Wenn
man sich auf der Schnellstraße nach hinten umschaute wurde einem
schon etwas mulmig. Autos, LKWs und Busse kamen auf uns zu. Nach 20 km
legte sich der Verkehr etwas.
Thomas
hatte auf einmal wieder Schmerzen im Knie. Wir vermuteten, dass das
ständige neue Anfahren in der Stadt schuld sei. Es ging aber
weiter.
20
km vor dem Ziel machten wir Mittagspause. Mit Erdbeermarmelade,
Käse, Wurst, Schoko-Creme und Weißbrot aßen wir uns
satt.
Auf
dem Campingplatz in Bergama befand sich ein Swimming-Pool und ein
großes Restaurant. Abends fand eine große Hochzeitsfeier
statt, während wir Bohnen mit Reis verschlangen.
36.
Tag (20 km)
Bergama
In
Bergama verbrachten wir noch einen Tag, um uns die Ausgrabungen von
Pergamon anzusehen. Das Theater und Tempel liegt auf dem 330 m hohen
Hügel von Bergama. Schon von weitem sieht man die Säulen der
Akropolis. Oben angekommen hat man einen tollen Blick auf das gesamte
Umland.
Des
weiteren kann man die "Rote Halle", ein Ziegelbau aus dem
2.Jh.n.Chr. und die Ausgrabungsstätte "Asklepion", ein ehemals
großes Kurzentrum der Römer.
Abends
fand wieder eine Feier statt. Diesmal wurde eine Beschneidung
gefeiert.
37.
Tag (120 km)
Bergama
- Akcay
Die
120 km lange Strecke war fast vollständig flach und mal wieder
schlecht zu befahren. Etliche Busse und LKWs überholten uns, von
denen jeder aus dem Anlass "Hallo, hier bin ich!", zur Sicherheit oder
Begrüßung hupte. Es wird ihr Geheimnis bleiben.
15
km hinter Edremit kamen wir auf dem Campingplatz in Akcay an der
ausschließlich mit Türken gefüllt war. Für den
Übernachtungspreis von 3,50 Euro gab es eine kalte Dusche und erst
einmal einen kräftigen Regenschauer. Anschließend aßen
wir im Dorf eine Türkische Pizza.
38.
Tag (130 km)
Akcay
- Canakkale
Nach
5 km bemerkte ich, daß mein Hinterrad Luft verloren hatte. Ich
pumpte fleissig, als mir plötzlich das Ventil um die Ohren flog.
Während des Urlaubs hatten wir keinen Platten, dank einer
Anti-Platten Einlage zwischen Mantel und Schlauch.
Fünf
hundert Meter weiter trauten wir unseren Augen nicht. Ein völlig
durchgeknallter Hund stand am Straßenrand und griff jedes
vorbeifahrende Auto an. Beim zweiten mal legte er sich flach auf den
Mittelstreifen und sauste dem herannahenden Auto hinterher.
Wir
zogen uns zurück. Es war nur eine Frage der Zeit bis er
überfahren werden würde. Als ein Auto ein Bus überholte
war es soweit. Der Bus erwischte ihn voll. Ein lautes Jaulen folgte. Er
humpelte davon und wir konnten vorbeifahren.
Nach
30 km flacher Strecke folgte ein 750 m hoher Berg. Es ging hügelig
weiter.
Am
Straßenrand stand auf einmal ein Kuh. Sie drehte sich
um und zeigte dabei ihr wahres Gesicht. Es war ein Stier mit
wunderschönen spitzen Hörnern. Er beobachtete uns genau und
wir erinnerten uns an Thomas rote Gepäcktasche. Er blieb zum
Glück stehen.
Es
setzte ein starker Nord-Ost Wind ein, der typisch für diese Gegend
ist. Nach Troja machten wir einen Abstecher, um ein Foto vom
hölzernen Pferd zu machen. Von den Ausgrabungen ist nur wenig zu
sehen.
Vor
Canakkale fanden wir einen Stellplatz direkt am Meer, auf dem nur
Türken kampierten.
39.
Tag
Canakkale
Das
spannendste bot in Canakkale der Hafen, wo die stündlich fahrende
Fähre nach Ecebat ablegte. So entspannten wir und ruhten uns
für den kommenden Tag aus. Wir überlegten uns eventuell
bereits morgen Bandirma zu erreichen, aber der Nord-Ost Wind würde
wohl ein Strich durch die Rechnung machen.
40.
Tag (110 km)
Canakkale
- Biga
Ein
neuer Tag, aber der gleiche Wind. Lange Steigungen machten uns
ebenfalls schwer zu schaffen. Wir waren so langsam wie nie zuvor und
hatten einen Schnitt von 14 km/h.
Dann
folgte der Bruch meiner Kette. Premiere! Zum ersten mal brach auf einer
Radtour eine unserer Ketten. Dummerweise hatten wir bereits alle
Kettenschlösser bei der Verkürzung der Kette in Slowenien
verbraucht, und einen Kettennieter hatten wir uns, so sparsam wie wir
sind, nicht geleistet.
Eine
Minute später ergoss sich ein Regenschauer über uns. Wir
rannten zum nächsten Baum. Mit einem Stein und Schraubenzieher
schlugen wir den Niet heraus und versuchten ihn danach wieder
reinzuschlagen. Beim dritten Versuch hielt die reparierte Kette.
Unser
Ziel war nun Biga und wir übernachteten dort in einem
günstigen Hotel (10,- Euro).
41.
Tag (75 km)
Biga
- Bandirma
Unsere
letzte Etappe führte uns nach Bandirma. Von dort fährt eine
Schnellfähre nach Istanbul. Auch heute machte der Wind keine
Pause. Das lang ersehnte Ziel war die Abzweigung in Richtung Erdeck
nach 65 km. Über Edincik gings hinab zum Marmara - Meer. Wir
nahmen den ersten Campingplatz. Zur gleichen Zeit kamen uns zwei Russen
auf Fahrrädern entgegen, die soeben den Platz
verließen.
Gegen
Nachmittag fuhren wir zum Hafen nach Bandirma und holten uns die
Tickets für morgen früh.
42.
Tag
Bandirma
- Istanbul
Wir
saßen um 8:30 Uhr im Hafen von Bandirma. Wir erwarteten ein
älteres Schiff und waren über das sehr moderne geschlossene
Fährschiff überrascht. Jeder Passagier erhielt eine
Sitzplatznummer. Nach bereits zweieinhalb Stunden sah man bereits die
Moscheen Istanbuls.
In
Istanbul gibt es mehrere Campingplätze in der Nähe des
Flughafens im Westen. Das Schiff legte in Yenikapi drei Kilometer vom
Zentrum entfernt an.
Einen
Kilometer weiter fanden wir in der Altstadt ein bescheidenes Hotel.
Bei
dem ersten Stadtrundgang mußte man sich zunächst an den
Autoverkehr gewöhnen. Die Autos fuhren in den engen Gassen sehr
schnell und verließen sich im Duell mit einem
Fußgänger, stets auf das Ausweichen des
Fußgängers.
43.
- 46. Tag
Istanbul
Mit
Fotoausrüstung und Stadtplan machten wir uns auf den Weg zur
Blauen Moschee. Von dort aus spazierten wir zur Hagia Sophia und weiter
zum Topkapi Palast. Die Eintrittspreise waren erschreckend hoch.
In
der Hagia Sophia mußte man 10,- Euro bezahlen und für
die oben gelegene Galerie nochmals 10,-Euro. Der Eintritt in den
Topkapi
Palast kostete ebenfalls 1o,- Euro und für die Schatzkammer
nochmals
zehn. Nur mit einem internationalen Studentenausweis brauchte man
für
den Palast nichts zu bezahlen.
Am
zweiten Tag war der Galataturm unser Ziel. Von dort aus hat man einen
tollen Blick auf das Goldene Horn und die Stadt.
Am
Abend hofften wir auf einen schönen Sonnenuntergang hinter einer
Moschee. Auf der Galatabrücke wartend ging sie neben einer Moschee
unter, dafür war aber klarer Himmel.
Einen
harten Konkurrenzkampf gibt es bei den Dönerständen. Der
Preis lag zwischen 35 Cent und 1,50 Euro. Jeder hatte dabei sein
eigenes Rezept. Mit oder ohne Tomaten und Salat oder besonders
raffiniert mit Pommes. Es gab Huhn oder Rind und Fladenbrot oder
Baguette. So ließ man sich bei jedem Döner neu
überraschen.
Nach
drei Tagen Istanbul wollten wir noch einmal Zelten. Der Campingplatz
lag direkt an unserem Abflughafen zehn Kilometer außerhalb. Dort
angekommen verlangte der Besitzer eine Gebühr (pro Nacht und
Fahrrad ein Euro) für das Fahrrad. Wir machten ihm klar das wir
diese Gebühr nicht bezahlen werden. Zu unserer Überraschung
gab er sofort nach.
Am
letzten Tag unserer 46-tägigen Reise spannten wir aus
und ließen noch einmal die Reise Revue passieren.
-
2900 km auf dem Fahrrad
-
6 bereiste Länder: Tschechien, Österreich,
Slowenien, Italien,
-
4 Hauptstädte: Prag, Wien, Ljubljana und Athen
-
wir hatten keinen klassischen Platten, dank Anti-Platten Einlage.
Dafür
aber einen Schaltwerkbruch, Kettenbruch und ein
kaputtes Ventil. |
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